Google-NewsWeg von der ausschließlich keyword-basierten Suche und hin zum Verstehen der Suchanfragen: Google startet mit seinem Knowledge Graph in ein neues Kapitel seiner Geschichte: von der „Information Engine“ zur „Knowledge Engine“.

Bisher war die Auslieferung von Suchergebnissen relativ einfach gestrickt: Je nach Suchbegriff wurden auf Basis von Berechnungen die passenden Resultate ausgeliefert. Die dahinter stehenden Algorithmen waren zwar alles andere als simpel, vermochten jedoch nicht, den eigentlichen Inhalt einer Anfrage zu verstehen. So kann beispielsweise der Begriff „Bank“ sowohl für ein Kreditinstitut und auch für ein Sitzmöbel stehen. Genau dieses Verstehen soll nun mit der semantischen Suche möglich sein, die Google gerade in seinem Blog Inside Search angekündigt hat.

Grundlage der semantischen Suche ist der so genannte Knowledge Graph. Darunter muss man sich ein Netzwerk von Objekten vorstellen, so genannten Entitäten. Diese besitzen bestimmte Eigenschaften und gehören bestimmten Gattungen an wie etwa Orte, Personen oder Gegenstände. Diese Entitäten stehen wiederum miteinander in Verbindung. Mit Hilfe dieses Netzwerks, also der Eigenschaften und der Verbindungen seiner Knoten, können inhaltliche Zusammenhänge erschlossen werden. Für die Suche nach Günther Grass beispielsweise wird über die jeweilgen Verbindungen erkannt, dass er 1927 in Danzig geboren wurde und 1999 den Nobelpreis für Literatur erhielt. Diese und weitere Informationen fügen sich zu einem Gesamtbild zusammen, welches die inhaltliche Relevanz bestimmt.

Laut eigener Aussage verfügt Googles Knowledge Graph bereits jetzt über mehr als 500 Millionen Objekte, die zusammen mehr als 3,5 Milliarden Eigenschaften und Verknüpfungen besitzen. Neben Quellen wie Wikipedia, Freebase oder dem CIA World Factbook fließen weitere Daten ein.

Außer diesen Quellen wird auch das Sucheverhalten anderer Nutzer einbezogen werden. Dabei wird berücksichtigt, welches Informationsbedürfnis mit einem bestimmten Suchbegriff verbunden ist. Bei der Suche nach Charles Dickens beispielsweise wird oft gesucht, welche Bücher dieser geschrieben hat.

Neue Suchergebnisseite

Die neue Art der Ergebnisberechnung spiegelt sich auch auf der Suchergebnisseite wider. In einer erweiterten rechten Spalte werden Knowledge Graph: SERPzusätzliche Informationen wie Bildergalerien, Kartenmaterial oder alternative Ergebnisvorschläge präsentiert. Oftmals dürften diese Informationen schon das Nutzerinteresse befriedigen, sodass die Nutzer nicht mehr auf andere Seiten wechseln müssen. Somit wird die Verweildauer der Nutzer auf Googles eigenen Seiten erhöht. Vor allem die Vorschläge für alternative Suchanfragen sind spannend: Hier gibt es nun auch mit Bildern illustrierte Vorschläge.

Fragen beantworten, bevor sie gestellt wurden

Das Erkennen inhaltlicher Zusammenhänge kann einen weiteren Effekt haben: Durch die auf der Suchergebnisseite gelieferten Informationen können zahlreiche Folge-Suchanfragen vermieden werden, weil sie gleich beantwortet werden. Geburtsort und Werke prominenter Personen sind nur ein Beispiel.

Durch die „People also search for“-Funktion können neue Horizonte geöffnet werden. Amit Singhal nennt in seinem Blogbeitrag die Suche nach einem Buch, das einen bestimmten Preis gewonnen hat. Die Anzeige weiterer Werke, die ebenfalls ausgezeichnet wurden, liefert Anregungen für zukünftiges Lesevergnügen.

Ebenfalls angekündigt wird eine Mobile Version für Tablets und Smartphones. Hier kommt es noch mehr als auf Desktop-Browsern auf Effizienz und möglichst einfache Bedienung an. So gibt es beispielsweise eine Funktion, mit deren Hilfe man für Suchbegriffe mit mehreren inhaltlichen Bedeutungen schnell zwischen den einzelnen Kategorien wechseln kann. Für die Suche nach „Bank“ kann dann per interaktiver Schaltfläche („Ribbon“) zwischen den Kategorien „Sitzmöbel“ und „Kreditinstitut“ gewechselt werden.

Von Christian Kunz+

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