YelpDas Review-Portal Yelp hat eine Studie durchgeführt, nach der Google bis zu 20 Prozent des Traffics für sich beansprucht, der eigentlich zu Yelp hätte fließen müssen. Doch bei genauerem Hinsehen erscheinen die Ergebnisse mehr als fraglich.

 

Yelp ist ein Bewertungsportal und bietet beispielsweise Reviews zu Hotels oder Restaurants an. Ein solches Beispiel wurde auch in einer eigenen Studie verwendet, die zeigen soll: Google greift Traffic ab, den man eigentlich für sich selbst beansprucht hätte.

Konkret geht es um ein Restaurant in San Francisco mit dem Namen Gary Danko. Die Suchanfrage nach "Gary Danko Yelp" liefert auf Google USA eine Ergebnisseite, deren erster Treffer auch Informationen und Bewerungen aus Google Plus enthält. Erst danach folgen Yelp-eigene Ergebnisse.

Es wurde eine Klickstudie mit Nutzern durchgeführt, die nach eigenen Angaben Yelp kannten. Das Ergebnis: Auf der beschriebenen Suchergebnisseite zu "Gary Danko Yelp" klickten etwa 80 Prozent der Nutzer auf Yelp-Ergebnisse und ungefähr 20 Prozent auf den ersten Treffer, der Informationen aus Google enthält.

Die Urheber der Studie schließen daraus, dass Google eben diese 20 Prozent des Traffics, die eigentlich Yelp zustünde, absaugen würde.

Es gibt jedoch Kritik an der Vorgehensweise in der Studie sowie an der Interpretation der Ergebnisse. Zunächst einmal wurde den Testpersonen nicht die Möglichkeit gegeben, für ihre Recherche direkt die Webseite oder App von Yelp zu nutzen. Personen, die das Portal kennen und auch häufiger nutzen, würden dies vermutlich häufiger tun. Stattdessen mussten sie eine Suchanfrage an Google stellen.

 

 

Zweitens zeigt ein Blick auf die Zahlen: 80 Prozent der Klicks landen tatsächlich bei Yelp. Wenn Google Traffic absaugen wollte, würde es vermutlich mehr für sich beanspruchen als den verbleibenden Rest. Hier muss man allerdings aufmerksam bleiben und verfolgen, ob sich die Verteilung der Suchergebnisse mit der Zeit verändern wird.

Doch was ist mit den übrigen 20 Prozent? Auch diese landen nicht komplett bei Google. In der Studie wurde alle Klicks, die er erste Suchtreffer erhielt, Google zugerechnet. Ein großer Teil der Klicks auf diesen Treffer landet aber direkt beim Restaurant. Google erhält nur die Klicks auf die Bewertungen und die Google-Plus-Seite sowie auf die Adresse (Google Maps):

Snippet für die Google-Suche nach 'Gary Danko'

Sicherlich ist immer etwas Skepsis angebracht, wenn ein Unternehmen wie Google, das einen bestimmten Markt dominiert, seine Stärke auf Kosten der Konkurrenz auszuspielen sucht. Das aktuelle EU-Kartellverfahren ist ein Beleg dafür. Jedoch muss auch hier die Kirche im Dorf bleiben. Jede Anschuldigung sollte zunächst einmal genau geprüft werden, bevor reflexartige Reaktionen erfolgen.

Bei vergleichbaren Suchen in Deutschland ist das von Yelp kritisierte Phänomen übrigens nicht zu beobachten. Für die Suchanfragen nach "Va Piano Yelp", "Hofbräuhaus München Yelp" und "Kaiserhof Karlsruhe Yelp" wurden auf den ersten Plätzen jeweils nur Yelp-Ergebnisse angezeigt:

Suchergebnisse für die Google-Suche nach 'va piano yelp'

 

Bisher gibt es von Google noch keine Reaktion auf die Studie. Yelp hat sich auch noch nicht zu den genannten Kritikpunkten geäußert.

 


Von Christian Kunz+ Mehr Informationen hier


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