Die Aufgabe von Routenplanern war es bisher, den kürzesten oder den schnellsten Weg zum Ziel zu finden. Dass der Weg auch das Ziel sein kann, wird nun von Yahoo berücksichtigt. Je nachdem, in welcher Stimmung man sich gerade befindet, soll bald auch der glücklichste, der ruhigste oder einfach nur der schönste Weg berechnet werden.
Bestimmte Elemente, die sich in Städten finden, lassen die Menschen eher glücklich werden. Andere bewirken das Gegenteil. Rote Backsteinhäuser haben zum Beispiel normalerweise eine positive Wirkung auf die Menschen, während Autos oder Gebäude, die wie eine Festung aussehen, die Menschen betrüben. Die Wirkung von Orten kann je nach Tageszeit unterschiedlich sein. So nannten Teilnehmer einer Yahoo-Studie die Fleet Street in London zwar einen geschichtsträchtigen Ort, der je nach Tageszeit aber auch farblos und hektisch wirken könne.
Yahoo möchte diese Erkenntnisse verwenden, um alternative Routenvorschläge zu machen. Dabei darf man zwischen verschiedenen Varianten wählen: Soll es eher die ruhige, beschauliche Tour sein? Soll die Strecke vor allem schön sein, oder soll sie glücklich machen? Yahoo hat herausgefunden, dass Routen selbst dann als angenehmer empfunden wurden, wenn sie im Schnitt eine 12 Prozent längere Strecke und etwa siebeneinhalb Minuten mehr Zeiterfordernis mit sich brachten. Interessant auch: Umso länger die Route, desto geringer fiel der prozentuale Zuwachs der Strecke aus.
Die interessanteste Erkenntnis war jedoch diese: Die Probanden in Boston und London liebten es, Plätze und Wege mit Erinnerungen zu verbinden. Vor allem Geräusche und Gerüche sind hier von Bedeutung. Es kann sich sowohl um persönliche Erinnerungen handeln, etwa einen Ort, an dem man das erste Mal seinen Partner geküsst hat, oder auch um öffentliche Erinnerungen an geschichtsträchtigen Orten. Genau diese Erinnerungen möchte Yahoo noch stärker bei der Routenberechnung berücksichtigen und hat dazu eine Möglichkeit geschaffen, mit der Nutzer Orte mit Erinnerungen belegen können. Für die Städte London, Boston, Paris und Turin kann man bestimmte Orte mit einem Kommentar versehen. Man kann Erinnerungen an Orte eintragen oder auch, ob man dort vertraute oder unerwartete Gerüche bzw. Geräusche wahrgenommen hat.
Wann und ob die Forschungsergebnisse Eingang in ein neues Produkt finden werden, bleibt abzuwarten. Allein die Forschung an sich zeigt aber schon, in welche Richtung zukünftige Routenplaner gehen könnten: Die individuellen Vorlieben der Nutzer werden eine immer wichtigere Rolle spielen.
Die komplette Studie ist hier zu finden (PDF).