SEO-ProjektmanagementRisikomanagement ist ein wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste Bestandteil in Projekten. Denn nur durch das rechtzeitige Erkennen möglicher Probleme - aber auch möglicher Chancen - kann richtig reagiert werden. Das gilt insbesondere für SEO-Projekte, denn Risiken und Chancen gibt es hier besonders viele. Doch wie sieht ein geeignetes Risikomanagement in SEO-Projekten aus? Ich gebe in diesem Beitrag einen Überblick und stelle geeignete Werkzeuge und Methoden vor.

Definition von Risiken

Zuerst einmal stellt sich die Frage: Was ist überhaupt ein Risiko? Die allgemeine Definition von Risiken lautet wie folgt:

"Ein unsicheres Ereignis, das eines oder mehrere Projektziele beeinflussen kann. Dabei ist zu beachten: Die Auswirkungen können negativ aber auch positiv sein."

Eine detaillierte Definition findet sich bei Wikipedia. Beispiele für Risiko-Ereignisse aus SEO-Projekten können zum Beispiel sein:

  • Google aktualisiert seinen Suchalgorithmus, siehe zum Beispiel die jüngsten Panda- oder Penguin-Updates
  • Ein oder mehrere wichtige Backlinks werden abgewertet
  • Falsche Implementierung eines "rel-canonical"-Attributs

Risiken setzen sich aus mehreren Komponenten zusammen, nämlich aus dem Risikoereignis (Risk event), der Auswirkung dieses Ereignisses (Impact) sowie deren Eintrittswahrscheinlichkeit. Aus der Eintrittswahrscheinlichkeit des Risikoereignisses, der Eintrittswahrscheinlichkeit der Auswirkung und der erwarteten Auswirkung selbst ergibt sich dann der Verlust bzw. der Gewinn durch dieses Risiko.

Ein Beispiel für ein Risiko mit seinen Komponenten wäre beispielsweise: Google führt ein unerwartetes Update seines Suchalgorithmus' durch (Risikoereignis). Die Wahrscheinlichkeit dafür ist recht hoch, da dies öfter passiert, also zum Beispiel 50 Prozent. Die Auswirkung (Impact) führt zu einer Herabstufung im Ranking - erwartet wird eine Verschlechterung um 5 Positionen. Dies ist mit einem finanziellen Risiko-KomponentenVerlust durch weniger Klicks verbunden. Annahme: 10.000 € pro Monat. Die Wahrscheinlichkeit, dass genau diese Auswirkung eintritt, sei 10 Prozent. Damit lässt sich die Gesamtwirkung des Risikos berechnen: 10.000 € mal 50 Prozent mal 10 Prozent ergibt 500 €. Diese 500 € werden später zur Priorisierung des Risikos herangezogen.

Risiken in SEO-Projekten

Besonders in SEO-Projekten treten zahlreiche Risiken auf, die teils zu erheblichen Auswirkungen führen können. Denn zu den üblichen Faktoren, die Risiken begünstigen, wie etwa Zeitmangel, schlechtes Anforderungsmanagement, falsche Erwartungen oder unzureichendes Projektmanagement, kommen SEO-spezifische Faktoren hinzu. Dazu zählen:

  • Falsche Vorstellungen über SEO und den Erfolg von SEO-Maßnahmen bei den Auftraggebern
  • Keine Vorausplanung von SEO-Erfolgsfaktoren
  • Durchführen von SEO ohne Projektmanagement
  • SEO in der Rolle des Projektmanagers ohne die nötige Projektmanagementerfahrung

Gerade der letzte Punkt führt oft zu Problemen bei SEO-Vorhaben. Da SEO eine interdisziplänere Vorgehensweise erfordert, bei der eine Vielzahl von Bereichen und Dienstleistern zuarbeiten müssen, bedarf es ausreichender Koordination und Planung. Oft werden SEOs in die Rolle eines Projektmanagers gesteckt, ohne ausreichend Erfahrungen mit Projektmanagement gesammelt zu haben. Die fachlichen SEO-Kenntnisse genügen nicht.

Nutzen durch Risikomanagement

Risikomanagement ist mit Aufwand verbunden. Warum also sollte man diesen Aufwand überhaupt investieren? Dafür gibt es einige gute Gründe:

  • Zukünftige Probleme werden schneller erkannt und können frühzeitig behandelt werden.
  • Anreiz, sich mit dem Projekt und seinen Inhalten intensiver zu befassen
  • Anreiz, sich mit den Stakeholdern des Projekts intensiver zu befassen
  • Das kritische Denken im Projektteam wird gefördert
  • Risikomanagement kann auch als teambildende Maßnahme dienen
  • Risikomanagement dient auch der ständigen Verbesserung der Projektmanagementprozesse

Der Risikomanagementprozess

RisikomatrixRisikomanagement wird in einem iterativen, sich ständig wiederholenden Prozess durchgeführt. Dieser Prozess beginnt mit der Planung Risikomanagement-Prozessdes Risikomanagements und seiner Bestandteile. Anschließend werden die Risiken identifiziert und analysiert. Für die Analyse wird zunächst nur eine grobe Einstufung durchgeführt (qualitative Risikoanalyse). Diese dient als Grundlage für die spätere Priorisierung der Risiken. Zur qualitativen Risikoanalyse stehen verschiedene Werkzeuge wie zum Beispiel die Risikomatrix zur Verfügung. Diese ordnet die Risiken je nach Eintrittswahrscheinlichkeit und Auswirkung einem bestimmten Schweregrad zu.

Nach der Analyse folgt eine Priorisierung und Konzentration auf die wichtigsten Risiken. Diese Risiken werden dann genauer auf ihre Auswirkungen analyisert (quantitative Risikoanalyse). Anschließend werden für die einzelnen Risiken Maßnahmen geplant. Begleitend zu diesen Schritten finden Überwachung und Steuerung der Risiken sowie der Maßnahmen und des gesamten Prozesses statt: War die Priorisierung der Risiken richtig? Haben die Maßnahmen gegriffen? Sind neue Risiken hinzu gekommen, oder können Risiken von der Liste gestrichen werden?

Die Ergebnisse dieser Überwachung fließen dann wieder in die weitere Planung des Risikomanagements ein. Dabei ist zu beachten, dass das Risikomanagement stets auch Auswirkungen auf den Projektplan hat. Es findet ein stetiger Regelkreislauf statt, der sich an aktuelle Entwicklungen anpasst.

Risikomanagement in SEO-Projekten: Präsentation

Den Risikomanagementprozess inklusive aller Schritte und der dazugehörenden Werkzeuge habe ich in einer Präsentation zusammengestellt. Diese Präsentation kann hier als PDF herunterladen werden. Sie ist außerdem auf Slideshare verfügbar.

Risikomanagement in SEO-Projekten auf Slideshare

Download presentation PDF

Von Christian Kunz+

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