Mobile Nutzer surfen zu 90 Prozent in Apps und nur noch zu zehn Prozent im mobilen Browser. Dieses Verhalten bedroht das Geschäft der Suchmaschinen, wie Yahoo auf seiner Mobile Developer Conference in New York erklärte.
Im Verlauf der letzten beiden Jahre hat sich das Nutzerverhalten im mobilen Internet stark gewandelt. Lag die tägliche Nutzungsdauer im ersten Quartal 2013 noch bei 158 Minuten, von denen 20 Prozent über den mobilen Browser verbracht wurden, stieg die Dauer zum zweiten Quartal 2015 auf 220 Minuten - davon entfielen allerdings nur noch zehn Prozent auf den Browser. Relativ zur Gesamtdauer gab es also einen Rückgang von 50 Prozent für die Browsernutzung. Das zeigt eine aktuelle Studie, die Yahoo auf seiner Mobile Developer Konferenz in New York vorgestellt hat.
Simon Khalaf, Senior Vice President bei Yahoo für Publishing Products, sieht eine Marginalisierung des Browsers im mobilen Umfeld. Dies habe bedeutende Auswirkungen auf die Digitale Industrie im Allgemeinen und die Content- und Medienindustrie im Speziellen. Diese hätten sich bisher immer auf die Nutzung der Suche zur Gewinnung von Nutzern und Traffic verlassen. Allerdings würden Suchmaschinen hauptsächlich über den Browser aufgerufen. Durch den Rückgang der Browsernutzung müsste sich die Industrie nach neuen Möglichkeiten der Akquisition umsehen.
Effectively, the browser has been sidelined on mobile. This has major implications on the digital industry in general and the content and media industry in particular. Historically, the media industry has relied almost entirely on search for user and traffic acquisition, building entire teams around SEO and SEM on the desktop web. But search engines are predominantly accessed from a browser. If mobile users aren’t using browsers, the media industry will have to look for new approaches to content discovery and traffic acquisition.
Für die Suchmaschinen wie Google stellt der Trend zur App-Nutzung eine der wichtigsten Herausforderungen der Zukunft dar. Das erkennt man auch an den Anstrengungen, die von den Unternehmen unternommen werden: So bemüht sich Google um die Indexierung von App-Inhalten und hat zudem gerade die Darstellung von Apps in Suchergebnissen optimiert.
App-Nutzung: Soziale Medien, Messaging und Unterhaltung vorne
Betrachtet man die App-Nutzung, so erhalten Apps für Soziale Medien, Messaging und Unterhaltung mit 51 Prozent der verbrachten Zeit die größte Aufmerksamkeit. Innerhalb der Kategorie "Unterhaltung" dominiert YouTube. Wie Google berichtet hat, ist die tägliche Nutzungsdauer von YouTube im Jahresvergleich um 60 Prozent gestiegen (mobil hat sie sich sogar verdoppelt). Auch bei der Nutzung von Social-Media-Apps gab es deutliche Zuwächse. Laut Khalaf von Yahoo entfällt davon wiederum die meiste Zeit auf das Konsumieren von Medien.
Rückgang auch beim Online-Gaming
Interessanterweise gab es bei einem bisher dominierenden Feld der mobilen Nutzung deutliche Rückgänge: beim Spielen. Hier ging die täglich aufgewendete Zeit von 52 Minuten im vergangenen Jahr auf 33 Minuten in diesem Jahr zurück. Mögliche Ursachen dafür sind laut Yahoo:
- Das Fehlen neuer Spitzen-Titel in den letzten sechs Monaten
- Die Nutzer schauen lieber anderen beim Spielen zu, als selbst zu spielen.
- Der Zukauf kostenpflichtiger Extras statt des zeitaufwändigeren Erspielens von Fortschritten im Spiel
Trotz des gestiegenen Zeitvolumens, das Nutzer für Apps verwenden und trotz der großen Zahl der verfügbaren Apps konzentriert sich die Aufmerksamkeit der Nutzer doch auf eine kleine Menge von Anwendungen: Laut einer Erhebung von Forrester Reserach verwenden Nutzer in den USA und Großbritannien monatlich etwa 24 Apps. Mehr als 80 Prozent der Zeit fließt aber in nur fünf Apps.
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