Ein aktuelles Google-Statement lässt aufhorchen: Laut einem Mitarbeiter des Unternehmens sollen HTTPS-Seiten überproportional häufig auf der ersten Suchergebnisseite zu finden sein. Bei genauerem Hinsehen kommen allerdings Fragen auf.
Die Zahlen, um die es in einer Äußerung von Googles Gary Illyes geht, lauten wie folgt: Zehn Prozent aller Webseiten insgesamt liefen unter HTTPS, aber 30 Prozent aller Suchanfragen lieferten mindestens einen HTTPS-Treffer auf der ersten Ergebnisseite.
Wie kann man diese Aussage interpretieren? Die Absicht von Illyes war es sehr wahrscheinlich, auf den überproportionalen Anteil von HTTPS-Seiten auf den ersten SERPs hinzuweisen. Doch stimmt das wirklich? Wenn 30 Prozent aller Suchanfragen mindestens einen HTTPS-Treffer auf der ersten SERP liefern, bedeutet das, dass dies für 70 Prozent der Suchanfragen nicht gilt. Wenn man weiter berücksichtigt, dass jede zehnte Seite über HTTPS ausgeliefert wird, dann müssten aber für 100 Prozent aller Suchanfragen durchschnittlich mehr als eine HTTPS-Seite unter den ersten zehn Treffern sein, um von einem Vorteil für HTTPS zu sprechen. So wie die Aussage mometan im Raum steht - und vielleicht wird sie noch konkretisiert oder angepasst - kann man daraus wenige bis keine Schlüsse zur Rolle von HTTPS als Rankingfaktor ziehen. Nachfolgend eine beispielhafte SERP für die Suche nach "SEO". Diese enthält genau einen HTTPS-Treffer.
Man kann leicht selbst testen, welche Suchanfragen weniger oder mehr HTTPS-Treffer liefern. In eigenen Versuchen zeigte sich, dass technische Suchanfragen und auch solche mit kommerziellem Hintergrund tendenziell mehr HTTPS-Treffer lieferten als Suchanfragen aus dem Freizeitbereich. Das leuchtet ein, denn Webseiten von Unternehmen oder von technik-affinen Personen haben naturgemäß eine größere Wanrscheinlichkeit, mit einer Verschlüsselung versehen zu werden als klassische private Webseiten oder Vereinsseiten.
Die Diskussion um HTTPS als Rankingfaktor ist nach wie vor im Gange. Nach anfänglicher Euphorie hat sich der Wirbel inzwischen aber gelegt.