Ein aktueller Bericht zeigt, wie Google Einfluss auf die Politik Washingtons ausübt. Demnach sind Googles Lobbyisten häufige Gäste im Weißen Haus. Wie aus dem Artikel hervorgeht, hat eine Google-Mitarbeiterin die amerikanische Wettbewerbsbehörde Federal Trade Commission (FTC) zu einer deutlichen Stellungnahme bewogen, nachdem ein internes Papier der FTC aufgetaucht war, in dem Vorwürfe gegen Google erhoben wurden. Die FTC hatte das Verfahren jedoch eingestellt.
Laut dem Bericht hatte die Google-Lobbyistin Johanna Shelton die amerikanische Wettbewerbsaufsichtsbehörde FTC in einer E-Mail zu einer Stellungnahme bewogen. Ursprung dieser Anfrage war ein Artikel des Wall Street Journals gewesen, in dem über Vorwürfe mehrerer Mitarbeiter der FTC gegen verschiedene Geschäftspraktiken Googles berichtet wurde, die sie in einem internen Papier äußerten. Unter anderem habe Google seine Suchergebnisse so angepasst, dass die eigenen Produkte gegenüber denen der Konkurrenz bevorzugt würden. Die Untersuchungen gegen Google war damals eingestellt worden.
Die Reaktion der FTC auf die Enthüllung dieses Dokuments war anscheinend für Google nicht deutlich genug ausgefallen, so dass sich Shelton in einer Mail an Heather Hippsley, Stabschefin der FTC, beschwerte. Google sei "sehr besorgt" und "verwundert" über das Stillschweigen der FTC in dieser Angelegenheit. Es sei "wichtig für die FTC, ihren Ruf zu verteidigen" und klarzustellen, dass man einem "definierten Prozess gefolgt sei", um zur Entscheidung zu gelangen.
Einen Tag nach der Mail von Shelton, genau gesagt am 24. März, hatte das Wall Street Journal einen weiteren Artikel veröffentlicht, der die engen Bindungen zwischen Google und dem Weißen Haus verdeutlichte. Demnach hatte Shelton bis zum damaligen Zeitpunkt bereits 60 Termine in der Pennsylvania Avenue gehabt. Seit dem Amtsantritt Obamas hätten Google-Mitarbeiter gar schon 230 Mal das Weiße Haus besucht.
Nur zwei Tage nach der betreffenden E-Mail und einen Tag nach dem WSJ-Artikel gab die FTC eine umfassende Stellungnahme ab. Ein Sprecher der FTC teilte mit, diese sei als Reaktion auf den WSJ-Artikel am Tag zuvor erfolgt.
Google gehört zu den größten Lobbyisten in den USA und gibt dafür mehrere Millionen US-Dollar pro Jahr aus. In Europa droht Google ein Kartellverfahren. Im Vergleich zu den USA hat Google in Europa noch eine größere Marktmacht mit teilweise mehr als 90 Prozent Marktanteil.
Titelbild © Tran-Photography - Fotolia.com