Einträge in Webverzeichnissen galten im Bereich der SEO lange Zeit als eine Standardmethode zum Linkaufbau. Es war ja auch zu einfach: die URL und ein paar Daten eintragen, abschicken, fertig - und das meist noch kostenlos. Heute sieht die Welt ein wenig anders aus: Viele Webverzeichnisse bestehen nicht mehr oder werden nicht mehr gepflegt. Und Google bewertet Backlinks aus Webverzeichnissen inzwischen auch kritisch.
Jeder Website-Inhaber, der Suchmaschinenoptimierung betreibt, stellt sich irgendwann die Frage: Wie komme ich an Backlinks, damit meine Seiten bekannter werden? Oftmals wird dann der einfachste Weg gewählt: Statt darauf zu warten, dass andere einen Link auf die eigene Seite setzen, oder durch Methoden wie Content Marketing oder die Nutzung von Social Media für Bekanntheit zu sorgen, trägt man sich in Webverzeichnisse ein. Diese sind zwar nach Angaben der Betreiber meist redaktionell gepflegt; schaut man sich jedoch die Qualität der Einträge in diesen Verzeichnissen an, wird schnell klar: Weit her ist es mit der Pflege nicht. Oftmals wirken die Verzeichnisse selbst schon so, als hätte sich lange Zeit niemand mehr damit beschäftigt. Stichproben einzelner Einträge zeigen außerdem, dass viele der gelisteten Seiten nicht mehr erreichbar sind.
Ansehen vieler Webverzeichnisse bei Google gesunken
So verwundert es nicht, dass Backlinks aus vielen Webverzeichnissen bei Google oft nicht mehr das beste Ansehen genießen. Das ist nur konsequent, denn Links sollen als Empfehlung gelten. Eine Empfehlung ist ein Link aber nur dann, wenn er von anderen frewiliig gesetzt wurde. Links, die man durch Einträge in Verzeichnissen sammelt, haben daher selten Empfehlungscharakter, weshalb leicht zu verstehen ist, dass Google diesen keinen großen Stellenwert mehr beimisst.
Zwar haben viele Webverzeichnisse nach wie vor einen hohen (sichtbaren) PageRank von 5 oder sogar mehr. Dieser bezieht sich jedoch nur auf die Startseite. Für einen Eintrag im Verzeichnis ist dagegen die Kategorie relevant, die die man sich einträgt. Hier ist festzustellen, dass viele der Kategorieebenen, auf denen man sich anmelden kann, überhaupt nicht im Google-Index aufgeführt sind. Ob man nun an den PageRank als SEO-Indikator glaubt oder nicht - es zeigt sich, dass Backlinks aus Webverzeichnissen meist nur wenig Linkpower übertragen können.
Ein weiterer Indikator für die geänderte Relevanz von Verzeichnissen ist die Sichtbarkeit. Diese ist in den letzten Jahren deutlich gesunken.
Beispiel für eine Ausnahme: DMOZ
Eine nach wie vor seltene Ausnahme des oben Beschriebenen bildet das DMOZ-Verzeichnis, das auch als Open Directory Project bekannt ist. Dieses Verzeichnis ist tatsächlich redaktionell gepflegt und nimmt bei weitem nicht jede Seite auf, die angemeldet wird. Zwar gibt es auch hier inzwischen den einen oder anderen toten Link, jedoch erscheint das Verzeichnis trotz seiner technisch nicht mehr ganz so aktuell anmutenden Oberfläche in einem vergleichsweise gutem Zustand.
DMOZ wird von freiwilligen Redakteuren gepflegt, die bestimmte Kategorien betreuen. Je nachdem, wie viel ein solcher Redakteur zu tun hat und wie viel Zeit er in die Pflege seiner Kategorie investiert, kann es schon einige Wochen dauern, bis ein Eintrag bearbeitet wird. Leider ist es so, dass man sich im Fall einer Ablehnung nicht darauf verlassen kann, benachrichtigt zu werden. Das gilt auch für den Erfolgsfall. Es bleibt nichts anderes übrig, als regelmäßig nachzusehen. Hat sich nach einigen Wochen immer noch nichts getan, kann man seine Seite erneut anmelden.
Der große Vorteil von DMOZ ist der Stellenwert, den Google dem Verzeichnis noch immer beimisst. Das zeigt sich unter anderem daran, dass Google nach wie vor Informationen aus dem Katalog nutzt. Der Wert eines Backlinks aus DMOZ ist jedoch schwierig zu bemessen und wird sich sicherlich im Vergleich zu früheren Zeiten verringert haben. Das zeigt auch eine Umfrage, in der 87 Prozent von 300 Personen antworteten, dass aus ihrer Sicht Links aus DMOZ keinen größeren Effekt auf das Google-Ranking hätten.
Webverzeichnisse - wie unterscheiden sie sich voneinander?
Es gibt verschiedene Arten von Verzeichnissen. Zum einen gibt es Webkataloge, die URLs von angemeldeten Seiten zusammen mit Meta-Informationen wie Titel, Beschreibungstext und Suche-Tags listen. Hier trägt man normalerweise die Startseite der eigenen Webpräsenz ein.
Als weitere Kategorie gibt es die RSS-Verzeichnisse. Wer auf seinen Seiten aktuelle Informationen als RSS-Feed anbietet, kann die URL dieses Feeds in entsprechenden Suchverzeichnissen anmelden.
Schließlich gibt es noch Presseportale und Artikelverzeichnisse, die sich dann eignen, wenn man in einer Pressemitteilung oder einem Artikel auf seine Website oder ein dazu relevantes Thema aufmerksam machen möchte.
Backlinks sind nicht alles
Ein Verzeichniseintrag kann dennoch von Vorteil sein. Auch wenn aus Sicht des Linkaufbaus nur noch selten ein Nutzen zu erwarten ist, so können sich durchaus positive Effekte ergeben, und zwar genau dann, wenn der Verzeichniseintrag selbst für Traffic sorgt. Dazu muss es jedoch genügend Besucher auf dem Webverzeichnis geben, die den Dienst nicht nur zum Eintragen eigener Seiten nutzen, sondern dort auch gezielt nach Inseraten suchen. Diese Kriterien erfüllen jedoch nur wenige der noch existierenden Dienste. Um abschätzen zu können, wie viele Besucher ein Verzeichnis hat, lohnt sich beispielsweise ein Blick auf dessen Alexa-Rank. Liegt das Verzeichnis etwa in einem Zahlenbereich kleiner als 100.000, so ist dies schon als gutes Zeichen zu werten. Kaum besuchte Dienste erkennt man an Werten, die sich jenseits der Million bewegen.
Frage: Lohnt sich ein Eintrag in Webverzeichnissen noch?
Die Antwort: meistens nein, zumindest nicht mit dem Zweck des Linkaufbaus. Der Grund ist einfach: Verzeichniseinträge wurden in der Vergangenheit zu oft für SEO-Zwecke missbraucht. Daher ist es nur zu verständlich, dass Google Backlinks aus den meisten Verzeichnissen keinen Stellenwert mehr einräumt. Es mag Ausnahmen wie im Falle von DMOZ geben. Einträge in Verzeichnisse mit hohem Traffic-Potential können sich jedoch weiterhin lohnen. Außerden sind auch spezielle Branchenverzeichnisse oder Nischenkataloge zu empfehlen, die sich auf bestimmte Themen fokussiert haben.
Um eine neue Webseite bekannt zu machen, benötigt man vor allem originelle, ansprechende und interessante Inhalte, die von den Besuchern der Webseite gern geteilt werden. Diese Inhalte können dann in den sozialen Medien platziert werden, um sie zu verbreiten und erste Backlinks zu erhalten. Einträge in ausgewählte Verzeichnisse können eine solche Strategie abrunden.
Bild © Rob hyrons - Fotolia.com
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