Wie so oft, führen Äußerungen prominenter Google-Vertreter zu heftigen Diskussionen und Spekulationen in der Netzgemeinde. Eric Schmidt hat nun die Vorlage für eine neue Debatte gelegt, indem er sich zur „Zukunft“ geäußert hat – was immer man darunter verstehen mag. Doch anders als bei vielen früheren Beiträgen in ähnlichen Zusammenhängen, gibt es in Schmidts Aussagen tatsächlich konkrete Hinweise auf Trends, die aufhorchen lassen.
Anonymität kann dem Ranking schaden
Wer zukünftig Beiträge anonym veröffentlicht, könnte dies mit einem schlechteren Ranking oder gar der Nicht-Berücksichtigung in den Suchergebnissen büßen.
The true cost of remaining anonymous, then, might be irrelevance
Schon heute profitieren Beiträge von verifizierten Google-Plus-Konten von einer optischen Hervorhebung in den Suchergebnissen und eventuell sogar von einem Ranking-Bonus. Dies könnte sich zukünftig verstärken. Die Frage ist, ob und welche weiteren Quellen für die persönliche Zuordnung berücksichtigt werden.
Allianz autoritärer Staaten
Die Zensur von Inhalten im Internet ist heute bereits in vielen Staaten gängige Praxis – man denke etwa an China, Nordkorea oder den Iran. Autoritäre Staaten könnten sich zukünftig zu einer Zensur-Gemeinschaft zusammenschließen und gemeinsame Technologien für Zensur und Überwachung nutzen – sie haben ohnehin nichts zu verlieren, was ihren Ruf in der Welt betrifft.
Rechtsstreitigkeiten werden zunehmen
Debatten über Datenschutz und Sicherheit werden zahlreicher. Es werden mehr Rechtsanwälte für die immer häufigeren Rechtsstreitigkeiten benötigt. Die Zahl der Auseinandersetzungen über Patente wird steigen.
Journalistische Inhalte – mehr Masse, weniger Klasse
Die Menge an journalistischen Inhalten mit minderer Qualität nimmt zu. Der Informationssuchende wird sich eher auf hochwertige Quellen verlassen, um der Informationsflut standhalten zu können, die vor allem durch eine steigende Anzahl an Quellen entstehen wird.
Keine Erkenntnisse durch Twitter-Daten
Twitter can no more produce analysis than a monkey can type out a work of Shakespeare.
Die Analyse von Twitter wird keine neuen Erkenntnisse bringen – diese Aussage ist sehr interessant und kann als Zeichen dafür verstanden werden, dass Google und Twitter auch zukünftig getrennte Wege gehen werden.
Fazit: Qualität wird immer wichtiger
Zu begrüßen ist die Zielrichtung hin zu immer mehr Qualität. Wer erfolgreich sein will, der muss dafür sorgen, dass seine Inhalte zum Einen gewissen Ansprüchen genügen und zum Anderen mit seinem Namen für diese Qualität einstehen. Letzteres darf allerdings nicht pauschalisiert betrachtet werden. Es wird immer Fälle und Situationen geben, in denen anonyme Beiträge unumgänglich sind. Man denke nur an Kritiker in autoritären Staaten, die bei Preisgabe ihres Namens der Verfolgung ausgesetzt wären. Doch die immer ausgefeilteren Überwachungs- und Zensurtechnologien machen es immer schwieriger, diese Anonymität zu wahren.
Hierzulande muss sich glücklicherweise kaum jemand fürchten, seine Meinung zu äußern. Zudem besteht ohnehin die Pflicht zur Angabe eines Impressums. Daher sollte der Schritt hin zu einer entsprechenden Namenszuordnung von Online-Inhalten auch kein all zu großer sein.
Siehe den zugrunde liegenden Beitrag auf Wall Street Journal
{extravote 1}