Die neue Suchmaschine Brave wird schon als mögliche Alternative zu Google gehandelt. Doch stammt wirklich der größte Anteil der Suchergebnisse aus dem eigenen Index, wie die Betreiber von Brave behaupten?
Mit Brave gibt es einen neuen Anbieter auf dem Suchmaschinenmarkt. Nachdem Brave zunächst einen eigenen Browser herausgebracht hat, folgt nun eine Suchmaschine, die in einer öffentlich zugänglichen Betaversion vorliegt.
Brave Search basiert auf der Technologie "Tailcat" der Burda-Tochter Cliqz, die Brave Search Anfang des Jahres erworben hatte. Bestandteil ist ein Index, der etwa neun Milliarden Seiten umfasst.
Brave bietet laut Anbieter diverse Vorteile:
- Wahrung der Privatsphäre der Nutzer ohne Tracking und Profilbildung
- Die Nutzer sollen im Vordergrund stehen, nicht Anzeigenkunden oder die Verwertung von Nutzerdaten
- Unabhängigkeit durch einen eigenen Index
- Offenlegung von Rankingfaktoren statt geheimer Algorithmen
- Offenheit für die Unterstützung anderer Suchmaschinen
- Nahtlose Integration von Browser und Suchmaschine ohne Beeinträchtigung der Privatsphäre
Besonders erwähnenswert sind die offenen Rankingverfahren. Mithilfe sogenannter Goggles ist es möglich, eigene Filter und Regeln zu definieren und diese auf Suchergebnisse anzuwenden.
Brave weist darauf hin, dass die Suche noch werbefrei ist. Zukünftig werden die Nutzer wählen können zwischen einer Variante mit Werbung, die kostenfrei ist, und einer kostenpflichtigen Variante ohne Werbung.
Zwar zeigt Brave derzeit noch Schwächen, wenn es um nicht englischsprachige Suchergebnisse geht, doch gibt es auch schon Suchergebnisse in anderen Sprachen wie zum Beispiel Deutsch:
Auch in den News-Ergebnissen erscheinen deutschsprachige Quellen, wenn man das entsprechende Land auswählt:
Sehr praktisch ist die "Info"-Funktion auf den Suchergebnisseiten: Sie zeigt an, wie viele der Suchergebnisse aus dem eigenen Index von Brave stammen und wie hoch der Anteil anderer Quellen ist. Wie Brave schreibt, werden für manche Ergebnisse wie zum Beispiel Bilder externe Quellen wie die Bing-Suche hinzugezogen:
"For instance, Brave Search will typically be answering most queries, reflected by a high independence metric. However for some features, like searching for images, Brave Search will fetch results from Microsoft Bing."
Stimmen die Angaben zur Zusammensetzung der Suchergebnisse?
Gerade diese Funktion wirft Fragen auf. Entsprechen die angegebenen Werte für die Zusammensetzung der Suchergebnisse der Realität? Dazu hat Stefan Fischerländer einen Versuch aufgesetzt und Suchergebnisse provoziert, in denen die IP des aufrufenden Clients steht. Auf diese Weise konnten Ergebnisse identifiziert werden, die vom Bingbot aufgerufen worden waren:
Zumindest schienen im Test die Zahlen nicht ganz zu passen, denn der Anteil der vom Bingbot aufgerufenen Seiten war wahrscheinlich zu hoch für den von Brave angegeben Anteil von Fremdergebnissen:
Das muss aber nicht zwangsläufig auf systematische Fehler in den Angaben von rave hindeuten. Dazu wären größere Testreihen mit einer breiteren Datenbasis nötig.
Hanns Kronenberg hat für die Suche nach "Bratkartoffeln" erstaunliche Ähnlichkeiten zwischen den Suchergebnissen von Brave und denen von Google festgestellt:
Brave gibt für diese Suchanfrage an, dass alle Ergebnisse aus dem eigenen Index stammen.
Fazit
Ob diese Annahmen nun stimmen oder nicht, ist jedoch nicht entscheidend für die Feststellung, dass es mit Brave in der Tat einen interessanten neuen Player auf dem Suchmaschinenmarkt gibt, den es zu beobachten gilt.
Insbesondere die Transparenz im Hinblick auf die Rankingfaktoren und die Gewährleistung der Privatsphäre grenzen Brave von Google ab. Inwieweit Brave für den deutschen Markt eine ernsthafte Konkurenz für Google werden wird, bleibt abzuwarten.