
Zahl menschlicher Besucher auf Websites sinkt laut Studie deutlich

Es gibt immer weniger menschliche Besucher auf Websites, dafür mehr Bot-Traffic. Google bringt dabei 831 mal so viele Besucher wie KI-Plattformen. Das zeigt eine aktuelle Studie.
TL;DR: das Wichtigste in Kürze
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Das Verhältnis von KI-Besuchern zu menschlichen Besuchern auf Webseiten hat sich von 1 zu 200 im ersten Quartal 2025 auf 1 zu 50 im zweiten Quartal 2025 vervierfacht.
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Die Anzahl der menschlichen Besucher auf Webseiten ist zwischen dem ersten und zweiten Quartal 2025 um 9,4 % gesunken.
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Die Crawling-Aktivität des Googlebots stieg um 34,8 % nach der Ausweitung von Googles "AI Overviews" im Oktober 2024.
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Google bringt 831 mal so viele menschliche Besucher wie KI-Anwendungen.
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Im zweiten Quartal 2025 ignorierten 13,26 % der Anfragen von KI-Bots die Anweisungen in den robots.txt-Dateien der Webseiten, was eine Vervierfachung gegenüber dem vierten Quartal 2024 darstellt.
Wie KI-Bots den menschlichen Traffic im Web verdrängen
Aktuelle Daten des Paywall-Anbieters Tollbit zeigen einen deutlichen Wandel im Web-Traffic: Während immer weniger Menschen Webseiten direkt besuchen, steigt die Zahl der KI-Bots rasant an. Die Bots werden zunehmend unsichtbar und tarnen sich als menschliche Nutzer, was das wirtschaftliche Fundament von Online-Publikationen gefährdet.
Ein aktueller Bericht enthüllt eine besorgniserregende Entwicklung: Die Zahl der menschlichen Besucher auf Webseiten ist im zweiten Quartal 2025 um 9,4 % zurückgegangen. Gleichzeitig hat sich der Anteil der KI-Besucher im Verhältnis zum menschlichen Traffic vervierfacht. Zu Beginn des Jahres kam auf 200 menschliche Besucher ein KI-Bot; jetzt ist es bereits einer von 50. Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass Nutzer vermehrt auf KI-Anwendungen wie Chatbots zurückgreifen, um Informationen zu erhalten, anstatt Webseiten direkt zu besuchen.
Die größte Herausforderung für Webseitenbetreiber ist eine neue Art von KI-Traffic, der sich kaum von menschlichen Nutzern unterscheiden lässt. Sogenannte "headless browsers" – automatisierte Browser ohne grafische Benutzeroberfläche – ermöglichen es KI-Agenten, sich wie Menschen zu verhalten. Sie laden Seiten, lösen CAPTCHAs und erscheinen in den Server-Protokollen mit gängigen Browser-Kennungen wie Chrome.
Diese als "Faux Human Traffic" bezeichneten Besuche führen dazu, dass Webseitenbetreiber einen scheinbaren Anstieg an menschlichem Traffic verzeichnen, der in Wahrheit von Maschinen stammt. Weil dieser Traffic nicht durch Werbung oder Abonnements monetarisiert werden kann, stellt er eine ernsthafte Bedrohung für digitale Geschäftsmodelle dar. Experten fordern daher regulatorische Eingriffe, die automatisierte Agenten zur Selbstidentifikation verpflichten.
Googles KI-Offensive erhöht den Druck
Nach der weltweiten Einführung der Googles AI Overviews im Oktober 2024 schnellte die Crawling-Aktivität des Googlebots um 34,8 % in die Höhe. Gleichzeitig hat sich das Verhältnis von Crawls zu tatsächlichen menschlichen Weiterleitungen (Referrals) verschlechtert. Pro 100 Crawls generierte Google ein Jahr zuvor noch 454 Besucher, nun sind es nur noch 312. Dies deutet darauf hin, dass Google mehr Inhalte von Webseiten abruft, um seine eigenen KI-Antworten zu generieren, während gleichzeitig weniger Traffic an die ursprünglichen Quellen zurückfließt.
Der Anteil von Google an allen externen Weiterleitungen ist von über 90 % im Vorjahr auf 84,1 % gesunken. Dies zeigt eine beginnende Erosion der dominanten Stellung von Google als Traffic-Lieferant.
KI-Plattformen als Referrer: Ein Tropfen auf den heißen Stein
Während KI-Plattformen massenhaft Inhalte von Webseiten abrufen, senden sie im Gegenzug kaum Besucher zurück. Im zweiten Quartal 2025 stammten nur 0,102 % aller Referrals von KI-Anwendungen. Das Verhältnis ist ernüchternd: Für jeden Besucher, der von einer KI-Plattform kommt, liefert Google immer noch 831. Die Klickrate von KI-Anwendungen bleibt mit unter 1 % extrem niedrig und liegt damit über 91 % niedriger als der Durchschnitt der Top-10-Ergebnisse in der organischen Google-Suche.
Interessanterweise zeigen Daten, dass Verlage mit Lizenzvereinbarungen mit OpenAI deutlich höhere Klickraten von ChatGPT erhalten, obwohl auch dieser Vorteil mit zunehmender Anzahl an Deals wieder abnimmt.
Bots umgehen Verbote
Trotz der zunehmenden Belastung durch Bot-Traffic versuchen Webseitenbetreiber, sich zu wehren. Die Zahl der blockierten oder umgeleiteten KI-Bots hat sich im vergangenen Jahr fast vervierfacht. Immer mehr Seiten nutzen die robots.txt-Datei, um Crawlern den Zugriff zu verweigern.
Doch diese Signale werden häufig ignoriert. Im zweiten Quartal 2025 umgingen 13,26 % der KI-Anfragen die robots.txt-Anweisungen – ein alarmierender Anstieg von nur 3,3 % Ende 2024. Crawler von namhaften Unternehmen wie OpenAI, Meta, ByteDance und Perplexity greifen wiederholt auf Inhalte zu, obwohl es ihnen explizit untersagt wurde.
Die Verschiebung hin zu einem von KI-Agenten dominierten Web stellt die gesamte digitale Informationskette vor eine Zerreißprobe. Ohne faire Monetarisierungsmodelle und klare Regeln zur Identifikation von Bots droht die Aushöhlung der Inhalte, auf denen diese neuen Technologien basieren.
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