Mittlerweile hat es sich herumgesprochen: Googles Core-Update, das mittlerweile unter den Namen "Phantom" kursiert, hat zu deutlichen Verschiebungen der Sichtbarkeit in der Suche geführt. Betroffen sind große, mittlere und kleine Webseiten. Ein eindeutiges Muster ist dagegen noch nicht zu erkennen. Doch wie sieht es mit einer direkt vom Update betroffenen Gruppe aus, nämlich den SEOs? Manche SEO-Webseiten haben deutliche Verluste hinnehmen müssen, andere dagegen konnten profitieren.
Eines ist zumindest klar: Googles Core-Update von Anfang Mai steht in keinem direkten Zusammenhang mit einer anderen großen Änderung, die zum 21. April begonnen wurde, nämlich dem Mobile-Friendly-Update. Das zeigt sich auch deutlich daran, dass es keine Korrelation zwischen der Mobil-Freundlichkeit einzelner Seiten und den Gewinnen oder Verlusten durch das mittlerweile als Phantom bezeichnete Update gibt.
Anders als viele der vergangenen Google-Updates wie Penguin oder Panda war das Phantom-Update nicht zuvor angekündigt worden. Googles Webmaster Trend-Analyst Gary Illyes hatte auf der SMX in Syndey zwar das Update bestätigt, gleichzeitig aber auch betont, dass die Änderungen geheim sind und nicht kommuniziert werden.
Somit bleibt den SEOs und Webmastern nur die Möglichkeit, die Auswirkungen auf die eigenen und auf andere Seiten anzusehen und daraus Rückschlüsse zu ziehen. Derzeit sind folgende Vermutungen zu den für das Phantom-Update relevanten Kriterien aktuell:
- Negativ betroffen sind vor allem kleine und mittlere Seiten
- Negativ betroffen sind Infoseiten und Ratgeber sowie redaktionell geführte Portale
- Domains, die sich seit längerer Zeit im Aufwärtstrend befinden (bezogen auf die Sichtbarkeit), verlieren ebenso
- Zu den Gewinnern zählen Kategorie- und Beratungsverzeichnisse
- Große Marken profitieren ebenso wie bekannte und populäre Domains
- Domains, die sich seit längerer Zeit im Abwärtstrend befinden (bezogen auf die Sichtbarkeit), verlieren
Ärgerlich ist das vor allem für die Betreiber von kleinen und mittelgroßen Blogs, die oft mit großem Aufwand regelmäßig neue Artikel und Informationen veröffentlichen, aber dennoch keine große Bekanntheit erringen können. Trotz der Originalität ihrer Inhalte sind diese teilweise mit Verlusten zwischen 10 und 70 Prozent abgestraft worden.
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch ein Post von Roger Montti (WebmasterWorld), in dem die für 2015 wichtigsten Onpage-Rankingfaktoren genannt werden. Dazu gehören zum Beispiel originäre Inhalte und Bilder, kürzere Seitentitel und aussagekräftige Descriptions.
Das widerspricht allerdings den bisherigen Beobachtungen zu Phantom, denn oft sind es gerade Seiten mit hohem Informationsgehalt und selbst erstellten Inhalten, die zu den Verlierern zählen. Nach einem aktuellen Post von Martin Mißfeldt scheinen nun aber auch Seiten mit Duplicate Content abgestraft worden sein, was er am Beispiel seiner eigenen Seite verdeutlicht.
Google Phantom-Update und die SEOs
Wie sieht es nun aber bei den direkt Betroffenen, also den SEOs selbst aus? Eine Stichprobe unter verschiedenen SEO-Webseiten und -Blogs in Deutschland und den USA zeigt ein uneinheitliches Bild. Dargestellt ist jeweils der Sichtbarleitsverlauf der letzten sechs Monate nach Searchmetrics.
In Deutschland verlieren aus der Stichprobe vor allem Seosweet, SEO-Diaries und der GoogleWatchBlog. Zu den Gewinnern gehört die Webseite von Popularity Reference. In den USA gibt es bei zwei von drei SEO-Seiten deutliche Verluste (SERoundtable und moz.com). Gewinnen konnte hingegen Searchengineland, das aber auch zu den bekanntesten SEO-Blogs zählt.
Es zeigt sich, dass vor allem kleinere SEO-Webseiten Verluste hinnehmen müssen, doch auch mittlere (SERoundtable) und große Seiten (Moz) wurden nicht verschont. Daher lässt sich kein eindeutiger Zusammenhang zwischen Bekanntheit und Größe einer Seite einerseits und den Effekten des Phantom-Updates andererseits herstellen.
Was kann man tun?
Leider nicht viel, denn es ist noch nicht endgültig klar, welche Faktoren letztendlich zu einer Auf- oder Abwertung führen. Zunächst müssen noch mehr Daten gesammelt und ausgewertet werden. Von Schnellschüssen ist auf jeden Fall abzuraten. Generell empfehlenswert sind die folgenden Maßnahmen, die auch schon ohne das Phantom-Update hilfreich waren:
- Schaffung von hilfreichen und originären Inhalten und Vermeidung von Duplicate Content
- Investition in den Aufbau der Marke und die Popularitätder Domain - auch Linkaufbau berücksichtigen
- Nutzung verschiedener Kanäle in den sozialen Medien
Möglich, dass es in den nächsten Tagen noch die eine oder andere Veränderung in die entgegen gesetzte Richtung geben wird. Nach aktuellem Stand scheint das Update sehr ungerecht, so dass Widerstand und Reaktionen der Betroffenen zu erwarten sind. Wie es im Moment aussieht, führt die Bevorzugung großer und bekannter Seiten zu einer verminderten Vielfalt der Suchergebnisse. Starke Seiten werden weiter gestärkt, schwache Seiten dagegen weiter geschwächt.
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