Durch Schwierigkeiten bei Bing im Ungang mit SNI, einer Erweiterung des TLS-Protokolls, welches bei HTTPS-Verbindungen zum Einsatz kommt, kann es zum Rückgang des organischen Traffics aus Bing und zu einem eingeschränkten Crawling kommen.
Dass die verschlüsselte Übertragung auch für das Ranking von Webseiten immer wichtiger wird, zeigt nicht zuletzt eine Äußerung von Google-Mitarbeiter Gary Illyes von Anfang Juni. Bei mehr und mehr Webseiten, die verschlüsselt per HTTPS übertragen werden, kommt die Erweiterung des TLS-Protokolls mit dem Namen SNI zum Einsatz. SNI steht für Server Name Indication.
Der Zweck von SNI lässt sich einfach erklären: Es dient dazu, dass für mehrere Domains, die auf einem Server mit nur einer IP-Adresse liegen (Virtual Hosting), dennoch separate Zertifikate vorliegen können. Ohne SNI bräuchte man jeweils eine eigene IP-Adresse. Damit das funktioniert, muss der Client in seiner Anfrage an den Server die Domain nennen, zu der er eine verschlüsselte Verbindung aufbauen möchte. Dies teilt er dem Server unverschlüsselt mit. Der Server liefert dann für die angefragte Domain das passende Zertifikat aus, und die Verschlüsselung kann beginnen.
Bing crawlt weniger - und hat Probleme mit XML-Sitemaps
So weit, so gut. Das Problem ist nur: Bing hat Schwierigkeiten bei der Erfassung von Webseiten, die auf SNI setzen. Die Schwierigkeiten umfassen dabei zwei verschiedene Ebenen: erstens das Crawlen und zweitens die Verarbeitung von XML-Sitemaps. Das führt dazu, dass Seiten von Bing nicht indexiert werden und der Traffic aus Bing sinkt. Anschaulich zeigen das die folgenden beiden Grafiken:
Bild: Search Engine Land
Im linken Bild erkennt man exemplarisch den sinkenden organischen Traffic einer Webseite. Das rechte Bild zeigt die gesunkene Zahl gecrawlter Seiten.
Zunächst bot Bing als Workaround nur die Aufnahme einer begrenzten Zahl von SNI-Seiten in eine Whitelist an. Inzwischen hat Bing reagiert und sogar mitgeteilt, das Problem sei behoben.
Nicht behoben ist dagegen das Problem mit der Erfassung von XML-Sitemaps, die per SNI abgerufen werden müssen. Die Nutzer haben hier nach wie vor nur die Möglichkeit, die Sitemaps auf unverschlüsseltem Weg zur Verfügung zu stellen.
Was tun?
Webseitenbetreiber, die in den letzten sechs Monaten auf SNI umgestellt haben, sollten einen Blick auf die Daten in den Bing Webmaster Tools werfen und nachsehen, ob der organische Traffic aus Bing seit der Umstellung gesunken ist. Gleichsam sollte geprüft werden, ob die eingereichten XML-Sitemaps abgerufen werden konnten. Sollten sich Probleme mit dem Traffic oder einer gesunkenen Crawling-Rate zeigen, die auch per Whitelist nicht gelöst werden können, gibt es auch noch die Möglichkeit, Bing um Hilfe zu bitten. Dazu steht dieses Formular zur Verfügung. XML-Sitemaps sollten im Fall eines Problems unverschlüsselt abrufbar sein und auf HTTP umgestellt werden.
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