Viele der bekannten deutschen SEO-Blogs sehen sich seit einiger Zeit mit sinkenden Rankings bei Alexa konfrontiert. Der Amazon-Dienst misst den Traffic von Webseiten weltweit und erstellt eine Rangliste der meistbesuchten Seiten. Doch nicht nur SEO-Blogs, sondern auch andere deutsche Webseiten verschlechtern sich.
Schon seit Monaten ist zu beobachten, dass sich die Alexa-Rankings großer deutscher SEO-Blogs immer mehr verschlechtern. Nachfolgend sind einige Beispiele aufgeführt:
Einzig der Googlewatchblog.de zeigt eine steigende Tendenz:
Auch andere deutsche Webseiten betroffen
Es sind nicht alleine die SEO-Blogs, für die es bei Alexa abwärts geht. Auch große deutsche Webseiten wie sueddeutsche.de haben in den letzten Monaten kräftig eingebüßt:
Handelt es sich also dabei um ein Phänomen, das nur deutsche Webseiten betrifft, und falls ja, was sind die Gründe dafür?
SEO-Blogs in den USA
Eventuell hilft ein Blick auf US-SEO-Blogs. Einer der Bekanntesten ist sicherlich der von Search Engine Land:
Auch hier ging es also im Lauf des letzten Jahres deutlich bergab. Und wie sieht es bei Moz aus?
Es zeigt sich die gleiche Tendenz wie bei den anderen bisher betrachteten Blogs. Um zu verstehen, was die Ursache für die Rückgänge sein könnte, zunächst eine kurze Beschreibung, wie das Ranking bei Alexa funktioniert.
Das Alexa-Ranking beruht auf Vergleichen
Das Ranking bei Alexa berechnet sich aus dem Verhältnis der Besucherzahl sowie der Page Impressions einer Webseite zu der Zahl der Besuche und Page Impressions anderer Webseiten. Das kann dazu führen, dass sich der Alexa-Rank einer Webseite selbst bei steigenden Besucherzahlen verschlechtert, nämlich dann, wenn gleichzeitig die Zahlen bei den anderen Seiten noch deutlicher wachsen. Darauf weist Alexa ausdrücklich hin.
Wichtig ist auch, dass das Ranking bei Alexa auf einer logarithmischen Skala basiert. Das hat zur Folge, dass auf den unteren Rängen schon ein geringer Zugewinn an Traffic zu deutlichen Verbesserungen des Rankings führen kann. Umso weiter oben eine Webseite rangiert, desto mehr zusätzlicher Traffic ist für eine Rankingverbesserung nötig. Das ist vergleichbar mit dem PageRank: Umso größer dieser ist, desto mehr zusätzliche Links braucht es für einen weiteren Anstieg.
Ohne die genauen Besucherzahlen aller genannten Seiten zu kennen, ist eine Bewertung der beobachten Verläufe schwierig. Zumindest für die Seite SEO Südwest sind die Zahlen aber bekannt, und hier gab es in den letzten Monaten starke Zuwächse bei Besuchern und Page Impressions. Dennoch ist der Alexa-Rank auch hier gesunken. Das kann nur bedeuten, dass das durchschnittliche Wachstum der Besucherzahlen auf den anderen, direkt konkurrierenden Webseiten in der Statistik größer gewesen ist.
Aufgrund der Tatsache, dass viele Webseiten aus Deutschland und den USA einen ähnlichen Verlauf ihrer Rankings aufweisen, liegt der Verdacht nahe, dass es sich um nationale Phänomene handeln könnte. Oder einfacher gesagt: Die Webseiten mancher Länder haben stärker zugelegt und sich daher in den Rankings verbessert. Hier ist ein Blick auf Schwellenländer wie Indien oder Brasilien interessant:
Diese beiden Beispiele stehen stellvertretend für eine Vielzahl von Webseiten aus diesen und anderen Schwellenländern, die ihre Rankings deutlich verbessern konnten. Vernutlich gab es also durch die im Vergleich stärker ansteigende Internetnutzung in vielen Ländern der Erde für Webseiten, die auf die dortigen Märkte abzielen, relative Verbesserungen zu den Webseiten der etablierten Internet-Nationen.
Was bringen die Erkenntnisse?
Der Trafficvergleich mit anderen Webseiten ist insbesondere dann interessant, wenn man direkt miteinander konkurrierende Seiten betrachtet, also zum Beispiel verschiedene deutsche SEO-Blogs. Hier hat sich gezeigt, dass es mit wenigen Ausnahmen durchweg Verschlechterungen gab und dass die Blogs enger zusammenrücken.
Interessant ist auch der internationale Vergleich, denn daraus lassen sich Vermutungen über Änderungen der Nutzergewohnheiten in diesen Ländern ableiten.
Die wichtigste Kennzahl für Webseitenbetreiber stellen aber weiterhin absolute Werte wie die Zahl der Besucher, die Verweildauer und die Absprungrate dar. Diese gilt es, im Blick zu halten. Dennoch haben auch Kennzahlen wie der Alexa Rank ihren Reiz, denn der direkte Vergleich mit Konkurrenten kann ein wichtiger Ansporn sein.
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