Google wird im Jahr 2020 eine neue Auswahlmöglichkeit für die Standard-Suchmaschine auf Android-Geräten anbieten. Wer als Suche-Anbieter zum Zuge kommen will, wird aber vermutlich tief in die Tasche greifen müssen.
Google hat einen neuen Auswahlbildschirm angekündigt, mit dem man innerhalb Europas ab dem kommenden Jahr die Standard-Suchmaschine der Wahl für sein Android-Gerät bestimmen kann. Diese Ankündigung steht im Zusammenhang mit einer Rekordstrafe, welche die EU-Kommission im vergangenen Jahr gegen Google wegen des Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung mit Android verhängt hatte.
Über die neue Auswahlmöglichkeit lässt sich beeinflussen, welche Suchmaschine mit der Suche-Box auf dem Home Screen verbunden und im Chrome-Browser eingerichtet ist. Zusätzlich wird je nach Auswahl die passende App des jeweiligen Suche-Anbieters installiert. Dabei können die jeweils angezeigten Optionen je nach Land variieren.
Die verfügbaren Plätze werden in einem Auktionsverfahren vergeben. Die Auktionen werden je Land separat durchgeführt. Auf diese Weise können sich interessierte Suche-Anbieter für verschiedene Länder bewerben und vielleicht zumindest in einem kleineren Land zum Zuge kommen, wenn der Preis in einem der großen Länder zu hoch werden sollte. Bei der Auktion müssen die Anbieter keinen Gesamtpreis nennen, sondern einen Preis, den sie jeweils zu zahlen bereit sind, sollte ein Nutzer sich für den betreffenden Anbieter entscheiden. Die Gewinner der Auktion werden in zufälliger Reihenfolge im Auswahlbildschirm angezeigt. Interessierte Suche-Anbieter können sich über dieses Forumlar bewerben.
Interessant ist, dass auch Suche-Anbieter zugelassen sind, die Suchergebnisse von anderen Anbietern syndizieren. Wenn zum Beispiel ein Unternehmen Google-Ergebnisse auf der eigenen Website anzeigt, wäre es zur Auktion zugelassen. Voraussetzung ist jedoch, dass der Bewerber allgemeine Suchergebnisse vom gesamten Web anzeigt und nicht nur Ergebnisse bestimmter Branchen.
Weil die Verknüpfung mit einem Android-Gerät viel Traffic verspricht, dürfte die Anzahl der Interessenten recht groß sein - was auch für deren Zahlungsbereitschaft gelten dürfte. Google wird auf diese Weise also sehr wahrscheinlich einen beträchtlichen Umsatz erzielen.
Ob dieses Verfahren im Sinne der Wettbewerbshüter der EU ist, darf zumindest hinterfragt werden. Google hat auf diese Weise aus der Not eine Tugend gemacht, mit der sich zusätzlich Geld verdienen lässt.
Von Anbietern anderer Suchmaschinen kommen enttäuschte Reaktionen. So äußert sich zum Beispiel Christian Kroll, Gründer und CEO von Ecosia:
"Das sind wirklich enttäuschende Nachrichten – für die Verbraucher, für die Umwelt, für den fairen Wettbewerb in Europa. Ecosia ist eine Non-Profit Suchmaschine. Wir verwenden unsere Einnahmen, um Bäume in Gebieten zu pflanzen, die von Entwaldung oder Wüstenbildung betroffen sind, und nicht, um an Auktions-Kriegen im Suchmaschinenmarkt teilzunehmen."
Auch Qwant Deutschland reagiert und schreibt auf Twitter:
Man darf gespannt sein, ob die EU-Kommission Googles Vorgehen akzeptieren wird.