Die Twitter-Aktie befindet sich auf einem Rekordtief. Nach Berichten über eine mögliche Aufhebung der bisherigen 140-Zeichen-Grenze für Tweets gab die Aktie deutlich nach.
Im April 2015 war der Kurs der Twitter-Papiere noch bei mehr als 52 US-Dollar gelegen. Am Freitag, etwa acht Monate später, schloss die Aktie mit 19,98 US-Dollar - mehr als 60 Prozent niedriger.
Einer der Einflussfaktoren, die zu den jüngsten Kursverlusten der letzten Tage geführt haben könnten, ist die Möglichkeit, dass zukünftig mehr als nur 140 Zeichen pro Tweet erlaubt sein werden. Bereits im September waren derartige Gerüchte publik geworden. Das Magazin re/code hat zu Beginn der vergangenen Woche diese Gerüchte konkretisiert. Demnach sollen vermutlich ab Ende Q1 2016 Tweets bis zu 10.000 Zeichen lang sein dürfen - eine Erweiterung der bisherigen Zahl um den Faktor 71. Damit sich die Nutzungsweise möglichst wenig ändert, könnte Twitter wie gewohnt nur die ersten 140 Zeichen der Tweets zusammen mit einer Call-to-Action wie zum Beispiel einem "Weiterlesen"-Link anzeigen. Ein derartiges Produkt befindet sich gerade im Test.
Doch selbst bei einer deratigen Umsetzung würde Twitter durch die Erweiterung einen großen Teil seiner Identität verlieren. Was würde Twitter bei einer Ausweitung der Zeichengrenze noch von anderen sozialen Netzwerken wie Facebook abheben?
Neben der möglichen Aufhebung der 140-Zeichen-Grenze hatte Twitter im vergangenen Jahr eine weitere Maßnahme durchgeführt, die auf wenig Gegenliebe stieß: den Wegfall des Zählers für Shares. Damit entfiel die Möglichkeit, schnell und auf einen Blick sehen zu können, wie oft ein Beitrag bereits geteilt worden war. Twitter führte technische Gründe für die Maßnahme an.
Was genau die Gründe für die negative Kursentwicklung der vergangenen Tage sind, kann nur vermutet werden. Einen Teil macht sehr wahrscheinlich auch das derzeit unsichere Umfeld mit den starken Kurseinbrüchen an Chinas Börsen aus. Eines scheint aber klar: Ohne eine durchdachte und stringente Strategie wird es Twitter schwer haben, das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Die Anhebung der Zeichenobergrenze für Tweets wird da nicht genügen.