"Schafft hochwertige Inhalte und begeistert die Menschen!" - diese Forderung ist beinahe täglich von Google zu hören. Dahinter steckt eine wichtige Wahrheit: Über kurz oder lang werden nur noch die besten Webseiten eine Chance haben, auf den vorderen Plätzen der Suchergebnisse zu landen. Das kann man bereits jetzt vielfach erkennen.
Die SEO-Branche steht vor einer Zeitenwende: Es geht bei der Optimierung zunehmend um die Gesamtqualität der Webseiten und nicht mehr um bestimmte Einzelmaßnahmen. Konnte man früher noch durch die Verbesserung der Ladezeiten, die Verwendung von HTTPS oder die Überarbeitung von Titeln, Überschriften und Descriptions spürbare Verbesserungen erzielen, so muss man heute die Webseite insgesamt auf ein höheres Qualitätsniveau bringen, um deutliche Verbesserungen der Rankings erzielen zu können.
Vor allem hart umkämpfte Keywords betroffen
Dass Google bei der Auswahl der Suchergebnisse immer anspruchsvoller wird, zeigt die Entwicklung einiger Webseiten im Lauf des vergangenen Jahres. Das folgende Beispiel zeigt eine Webseite, die für Keywords im Zusammenhang mit einer bekannten Marke lange Zeit gute Rankings erzielte. Doch gerade für die markenspezifischen Keywords gab es seit März dieses Jahres deutliche Verluste. Andere, markenunabhängige Keywords zeigten jedoch kaum Veränderungen.
Das legt einen Schluss nahe: Die höheren Anforderungen seitens Google werden zunächst hart umkämpfte Keywords betreffen. Dazu gehören vor allem markenspezifische Keywords. Nach und nach werden dann weitere Keywords folgen, bis letztendlich auch der so genannte Long Tail einbezogen wird, also spezielle, weniger häufig gesuchte Keywords.
Doch wenn die Qualität so wichtig ist, dann stellt sich die Frage, was Google überhaupt darunter versteht.
Google-Updates und die Qualität
Im Zeitraum von Februar bis April hatte Google mehrere Updates durchgeführt, die zu teilweise deutlichen Veränderungen auf den Suchergebnisseiten geführt haben. Vor allem das Update mit dem inoffiziellen Namen "Fred" hatte für viel Aufsehen gesorgt.
Auch wenn es seitens Google keine offizielle Bestätigung dieses Updates , geschweige denn zu den vom Update betroffenen Kriterien gibt, gehen viele SEOs davon aus, dass sich "Fred" vor allem auf die Qualität der Webseiten bezogen hat. So waren zum Beispiel stark werbelastige Seiten betroffen. Das würde erklären, warum es viele Seiten immer schwerer haben, auf den vorderen Rängen der Suchergebnisse zu erscheinen.
Die Qualität einer Webseite bezieht sich auf die Inhalte, die Struktur und die Technik. Wichtig ist auch die Nutzbarkeit oder Usability der Webseiten: Dazu gehört die optimale Darstellung auf allen Endgeräten ebenso wie das Vermeiden unnötiger Werbung und eine durchdachte Menüführung.
Nur solche Seiten, die in allen Bereichen Punkten können, werden zukünftig um die Top-Platzierungen konkurrieren können. Das bedeutet neue Herausforderungen für die Webseitenbetreiber, aber auch für die SEOs, denn sie müssen in der Lage sein, alle Kriterien abzudecken. Dazu gehört das nötige technische Know-How ebenso wie die Fähigkeit, interessante, fehlerfreie und fesselnde Texte zu schreiben.
Webseitenoptimierung statt Suchmaschinenoptimierung
Die Definition von SEO wird sich ändern. Eigentlich geht es nicht mehr um Suchmaschinenoptimierung, denn die Qualität einer Webseite richtet sich vor allem an die menschlichen Besucher. Das Entscheidende ist, dass sich die Anforderungen von Google und die Anforderungen der Besucher an Webseiten immer weniger unterscheiden. Oder anders formuliert: Google versteht Webseiten immer mehr wie ein Mensch. Aus diesem Grund ist es sicherlich passender, statt von Suchmaschinenoptimierung schlicht von Webseitenoptimierung zu sprechen. Das deckt beide Arten von Besuchern ab.
Backlinks werden bald nur noch ein Rankingfaktor von vielen sein
Optimierungen, die nur die Perspektive der Suchmaschinen berücksichtigen, werden dagegen zukünftig kaum noch von Bedeutung sein. Das betrifft in zunehmenden Maße auch die Backlinks: Vom einst wichtigsten Rankingfaktor werden sie zu einem Rankingfaktor unter vielen werden. Und das hat einen entscheidenden Grund: Bisher war Google auf Backlinks angewiesen, um die Qualität einer Webseite bzw. die von den Besuchern wahrgenommene Qualität abschätzen zu können. Dabei galt: Je höher die Zahl der Backlinks und je hochwertiger die verlinkenden Seiten (wiederum gemessen an Zahl und Qualität ihrer Backlinks), desto höher auch die Bewertung der Webseite.
Wenn Google aber in der Lage ist, die Qualität mit anderen Mitteln zu erfassen - zum Beispiel mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen - dann braucht es das Hilfsmittel der Backlinks nicht mehr. Das hat einen entscheidenden Vorteil: Backlinks kann man manipulieren, die Qualität ist entweder gegeben oder nicht.
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