Es ist gut möglich, dass der PageRank-Algorithmus, wie er öffentlich dokumentiert ist, von Google nicht mehr verwendet wird. Aus einer aktuellen Aussage von Google lässt sich entnehmen, dass es größere Änderungen gegeben haben könnte. Dies könnte zum Beispiel Auswirkungen auf die Effekte von Redirects haben.
Der PageRank ist einer der am besten dokumentierten Algorithmen im Bereich des Information Retrievals bzw. der Informationsrückgewinnung - das sind Techniken, die auch von Suchmaschinen genutzt werden, um aus einer großen Menge von Dokumenten die zu einer Suchanfrage möglichst passenden Ergebnisse zu liefern.
Im Grunde handelt es sich beim PageRank um eine iterative, also in mehreren Schleifen durchgeführte Berechnung des Stellenwerts aller Dokumente in einem Pool von vernetzten Dokumenten. Dabei wird jeweils die Anzahl der ein- und ausgehenden Links eines Dokuments in die Berechnung einbezogen. Gut vernetzte Dokumente, die von vielen anderen Dokumenten verlinkt sind, erhalten einen höheren PageRank als andere, weniger gut verlinkte Dokumente.
Welchen Algorithmus Google genau zur Bestimmung des PageRanks verwendet, ist allerdings unklar. Es ist durchaus möglich, dass es seit der Veröffentlichung der wissenschaftlichen Arbeit von Sergey Brin und Lawrence Page mit dem Titel "The Anatomy of a Large-Scale Hypertextual Web Search Engine" (PDF) einige Veränderungen gegeben hat.
Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Äußerung von Johannes Müller auf Twitter. Er deutete in einer Diskussion über mögliche Auswirkungen von Redirects auf den PageRank an, er sei nicht überrascht, wenn Google in der Zwischenzeit deutliche Veränderungen am PageRank-Algorithmus vorgenommen habe:
Ausgangspunkt dieser Diskussion war ein Beitrag von Majestic, in dem der PageRank-Algorithmus näher beschrieben wird. In diesem Beitrag wird auch auf die Bedeutung von Redirects für den PageRank hingewiesen:
"In both versions of my model, I used the total of my initia esitimate to check my math was not doing south. After every iteration, the total Pagerank remains the same. This means that PageRank doesn’t leak! 301 redirects cannot just bleed PageRank, otherwise the algorithm might not remain stable."
Wenn also 301-Redirects zu einem Verlust von PageRank führen würden, so der Autor, sei der Algorithmus nicht stabil, denn nach jeder Iteration müsse die Summe aller PageRanks im System gleich sein.
Google hat mehrfach darauf hingewiesen, dass es durch Redirects zu keinem PageRank-Verlust komme. Das gilt sowohl für 301- als auch für 302-Redirects.
Der Dämpfungsfaktor im PageRank-Algorithmus
Ein Nutzer interpretierte die Ergebnisse des Beitrags dagegen so, dass sich durch den sogenannten Dämpfungsfaktor, der Bestandteil des ursprünglichen PageRank-Algorithmus ist, die Tatsache ableiten lasse, dass ein Redirect wie ein zusätzlicher Link zwischen Linkursprung und Linkziel zu betrachten sei. Durch das Entfernen eines Redirects könne man auch die Wirkung des damit verbundenen Dämpfungsfaktors reduzieren.
Zur Erklärung: Der Dämpfungsfaktor ist Bestandteil der Theorie des "Zufälligen Surfers". Die Annahme lautet, dass dieser irgendwann nicht mehr weiterspringt und auf der Seite bleibt, auf der er sich befindet. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Surfer weiterklickt, wird durch den Dämpfungsfaktor ausgedrückt.
Ob Google den PageRank weiterentwickelt hat und wie diese Weiterentwicklungen aussehen, wissen vermutlich nur wenige Mitarbeiter des Unternehmens.
Ob sich Redirects auf den PageRank auswirken oder nicht, kann ebenfalls nicht mit Sicherheit gesagt werden. Als Möglichkeit bleibt nur, Googles Aussagen Glauben zu schenken oder eigene Tests durchzuführen, um mögliche Effekte von Redirects zu überprüfen.