Es ist das Ende einer Ära: Das Yahoo! Directory, einst die wichtigste Anlaufstelle für Suchende im Web, wird zum Jahresende geschlossen. Das ist schade, denn Alternativen wie das handverlesene Verzeichnis wird man vielleicht einmal vermissen.
Ein Pionier des WWW
Für Yahoo! ist die Schließung seines Verzeichnisses gerade einmal eine Randnotiz wert. In einem Blogpost mit der Überschrift "Progress Report: Continued Product Focus" kündigt das Unternehmen an, dass es den Dienst Yahoo! Education, die Qwiki-App und eben auch das Yahoo! Directory schließen werde. Dabei war es das Verzeichnis, das den Grundstein für das spätere Wachstum des Unternehmens gelegt hatte. Die Gründer von Yahoo!, Jerry Yang und David Filo, hatten ein Verzeichnis von Webseiten geschaffen, das im Jahr 1994 an den Start ging. Weil ihnen der ursprüngliche Name "Jerry and David’s Guide to the World Wide Web" zu umständlich erschien, nannten sie das Verzeichnis Yahoo! (wichtig ist das Ausrufezeichen). Dabei handelt es sich um ein Akronym für "Yet Another Hierarchical Officious Oracle", was auf die hierarchische Anordnung von Webseiten anspielt.
Das Besondere an Verzeichnissen wie dem Yahoo! Directory oder dem heute noch bestehenden WEB.DE Verzeichnis war, dass die Webseiten von Hand und redaktionell in Kategorien einsortiert wurden. Die Recherche nach Webseiten ist sowohl per Navigation durch die Kategorien als auch per Keyword-Suche möglich.
Das Ende kam mit Google
1998 kam dann Google auf den Markt und führte zu einer Änderung des Sucheverhaltens. Die Algorithmen waren bereits so gut, dass die Nutzer schnell die passenden Ergebnisse bekamen, ohne sich durch Kategorien klicken zu müssen. Es gab auch eine Kooperation zwischen dem Yahoo! Directory und Google: Google lieferte sozusagen als "Reserve" dann Suchtreffer aus, wenn die Suche im Yahoo! Directory keine Ergebnisse brachte. Google war dabei Yahoos vierter Partner. Zuvor gab es schon eine Zusammenarbeit mit Open Text, AltaVista und Inktomi.
Mit dem Yahoo! Directory schließt Yahoo! nach der Abschaltung der Suchmaschine AltaVista einen weiteren Pionier des WWW. Das Unternehmen richtet sich momentan inhaltlich neu aus und konzentriert sich auf neue Kerngeschäftsfelder. Vor allem im Medienbereich und hier speziell im Video-Streaming-Bereich will Yahoo! präsent sein und hat zu diesem Zweck die Video-Plattform RayV gekauft.
Eine Alternative weniger
Die Bedeutung von Verzeichnissen hat in den vergangenen Jahren abgenommen, was man am Verlauf der Sichtbarkeit einiger Verzeichnisse erkennen kann. Trotzdem gibt es auch heute noch eine gewisse Bedeutung für die Dienste. So nutzt beispielsweise Google auch heute noch Inhalte aus DMOZ. Ein Grund für die sinkende Bedeutung der Verzeichnisse ist sicherlich auch der mit der Pflege der Einträge verbundene Aufwand und die im Vergleich zur Indexierung durch Crawler bei den Suchmaschinen lange Wartezeit von der Anmeldung einer Seite bis zur Bearbeitung durch einen Redakteur.
Das Yahoo! Directory wird nach seiner Abschaltung eine Lücke im Web hinterlassen - vor allem für diejenigen, die schon etwas länger im WWW unterwegs sind. Auch wenn Suchmaschinen wie Google längst die Bedeutung von Verzeichnissen marginalisiert haben, besitzt die Suche in von Menschen gepflegten Rubriken weiterhin einen gewissen Charme, den kein maschineller Algorithmus bieten kann.