Nachdem das Passage Ranking in den USA live ausgerollt wurde, stellen sich einige Fragen: Welche Auswirkungen wird es auf die Rankings und die Darstellung der Suchergebnisse geben? Martin Splitt von Google hat gemeinsam mit einigen SEOs die wichtigsten Fragen zum Thema diskutiert.
Google hat das Passage Ranking live ausgerollt - derzeit allerings zunächst nur in den USA und für englischsprachige Suchanfragen. Zusammengefasst bedeutet diese Änderung, dass Google jetzt verschiedene Abschnitte auf Webseiten und die damit verbundenen Themen besser verstehen und gezielter indexieren kann. Das ist vor allem im Hinblick auf längere und weniger strukturierte Seiten hilfreich.
Noch sind die Auswirkungen des Updates allerdings nicht genau absehbar. Welche Änderungen wird es für bestehende Rankings geben, und wie wird die Darstellung der Suchergebnisse betroffen sein? Über diese und weitere Fragen diskutierten Martin Splitt von Google und einige SEOs: Cindy Krum, Bartosz Goralewicz und Tomek Rudzki.
Wird Passage Based Ranking für lange Webseiten von Vorteil sein?
Dazu gab es die klare Antwort: Ja, das sei die Kernaufgabe des Updates.
Welche Bezeichnung ist richtig: Passage Ranking oder Passage Indexing?
Die richtige Bezeichnung lautet Passage Ranking. Splitt sagte dazu, er sei ein wenig unglücklich darüber, dass zunächst die Darstellung als Passage Indexing erfolgt sei, denn es handele sich tatsächlich um eine Veränderung des Rankings. Daher sei die Bezeichnung Passage Ranking sinnvoll.
Was können Publisher und Webmaster im Hinblick auf Passage Ranking unternehmen?
Laut Martin Splitt handelt es sich bei Passage Ranking lediglich um eine interne Änderung. Man müsse nichts unternehmen und auch nichts auf einer Website ändern, auch nicht an bestehenden Artikeln oder strukturierten Daten. Google verbessere lediglich seine Fähigkeiten, die Inhalte auf einer Seite besser zu verstehen und verschiedene Bereiche einer Seite unabhängig voneinander einzustufen.
Sollten Publisher und Webmaster bestehende Überschriften prüfen und gegebenenfalls ändern?
Semantische und strukturelle Informationen können dazu beitragen, dass automatisierte Systeme die Inhalte und deren Struktur besser verstehen können, wie Martin Splitt erklärte. Aber selbst dann, wenn man solche Informationen nicht schaffe, könne Google erkennen, welcher Teil einer Seite für welche Suchanfragen relevant und welche anderen Teile nicht relevant seien. Daraus lässt sich ableiten: Es gibt zwar keine dringende Notwendigkeit, bestehende Überschriften zu ändern, aber unabhängig von Passage Ranking kann eine klare und aussagekräftige Struktur für Überschriften kein Fehler sein.
Wie sollte man damit umgehen, wenn eine SEO-Agentur Optimierung für Passage Ranking anbietet?
Martin Splitt sagte dazu, die Änderung diene dazu, solchen Webseiten zu helfen, die sehr lang und unklar in ihrer Aussage seien. Wenn man sich allerdings ein wenig damit auskenne, wie man Inhalte organisiere und strukturiere, dann benötige man keine spezielle Beratung dafür.
Wird Passage Ranking Auswirkungen auf E-Commerce haben?
Diese Frage bezieht sich zum Beispiel auf sehr umfangreiche Kategorieseiten in Onlineshops mit vielen Produkten. Martin Splitt antwortete, hier seien Änderungen weniger wahrscheínlich, weil es nicht genügend Inhalte rund um die einzelnen Elemente auf solchen Seiten gebe, die Google als Passage werten könne. Solange es sich nicht um Text handele, ergäben sich durch Passage Ranking keine Vorteile.
Worin besteht der Unterschied zwischen Passage Ranking und Featured Snippets?
Passage Ranking und Featured Snippets basieren laut Martin Splitt auf unterschiedlichen Systemen. Während Featured Snippets dafür gedacht seien, in sich geschlossene Antworten anzuzeigen, die sich auf einer Seite befinden und die für Suchanfragen angezeigt werden, die in wenigen Sätzen beantwortet werden können, stehen Ergebnisse aus dem Passage Ranking für Seiten, die nicht notwendigerweise eine knappe Antwort enthalten müssen und eher dem "Blue Links"-Typ von Sichergebnissen entsprechen. Splitt sagte außerdem, er sei sich unsicher darüber, ob auf Basis der aktuellen Implementierung ein gleichzeitiges Ranking eines Featured Snippets und eines auf Passage Ranking basierenden Suchergebnisses möglich sei.
Wie versteht Google Passagen und Unterthemen?
Dazu wies Martin Splitt auf einen wichtigen Unterschied zwischen Unterthemen und Passagen hin: Während Unterthemen eine Möglichkeit seien, Suchanfragen besser zu verstehen und Nutzern die Möglichkeit zu geben, in Inhalte "zu zoomen", seien Passagen bzw. Abschnitte eine Frage des Rankings. Google selbst hat in einem Blogbeitrag Unterthemen so beschrieben:
"We’ve applied neural nets to understand subtopics around an interest, which helps deliver a greater diversity of content when you search for something broad. As an example, if you search for “home exercise equipment,” we can now understand relevant subtopics, such as budget equipment, premium picks, or small space ideas, and show a wider range of content for you on the search results page."
Welche Verbindung gibt es zwischen BERT und Passagen?
Es gebe einen Zusammenhang zwischen Passagen und BERT in der Weise, dass Google vor dem Erkennen von Passagen zunächst einmal die Inhalte verstehen müsse. BERT helfe Google dabei. Wenn die Bedeutung der Inhalte klar sei, könnten diese danach in verschiedene Themen aufgeteilt werden. Das Ausweiten der verschiedenen Konzepte und deren Beziehung untereiander seien ein eigener Prozess, der Google dabei helfe, die Bedeutung einer Seite zu verstehen. BERT und Passage Ranking stünden miteinander in Beziehung, doch handele es sich dabei um voneinander unabhängige Prozesse.
Wird es auf den Suchergebnisseiten neue Features geben, die auf Passage Ranking basieren?
Splitt antwortete, das sei nicht zu erwarten, denn es handele sich um ein "Blue Links Feature", also eine Funktion für ganz normale Suchergebnisse.
Gibt es Richtlinien oder Empfehlungen darüber, wie lang eine Passage oder ein Absatz sein sollte?
Laut Spiltt gibt es so etwas nicht. Was als Passage oder Absatz gedeutet werde, entscheide der Algorithmus auf Basis maschinellen Lernens und könne sich somit jederzeit ändern. Schon wenige Worte könnten als Passage betrachtet werden, manchmal auch ein kompletter Absatz.
Gibt es einen Unterschied zwischen einer Passage und einem Absatz?
Anmerkung Red.: Wie aus der vorherigen Antwort deutlich wurde, basiert eine Passage auf der inhaltlichen Abgrenzung eines Textbereichs durch Google. Ein Abschnitt hingegen ist ein struktureller Bestandteil eines Textes. Theoretisch ist also denkbar, dass sich in einem Absatz mehrere Passagen befinden oder dass eine Passage mehrere Abschnitte umfasst.
Kann eine Passage mit einer Antwort im Body besser ranken als eine Seite mit der Suchanfrage im Title?
Darauf gab es von Splitt keine klare Antwort. Anzunehmen ist, dass die Relevanz, wie auch immer Google diese bewertet, in dieser Frage die wichtigste Rolle spielt. Dabei kommt es nicht unbedingt darauf an, dass ein bestimmtes Keyword an einer bestimmten Stelle im Text oder im Title enthalten ist.
Wird es ein "Passage Ranking Testing Tool" geben?
Splitt antwortete, es gehe hier nicht um eine Änderung beim Indexieren, beim Rendering oder beim Crawling, also um keine technischen Aspekte, die man als Webmaster kontrollieren könne. Daher werde es auch kein Passage Ranking Testing Tool geben.
Was ändert sich durch Passage Ranking?
Splitt erklärte dies anhand eines Beispiels. Angenommen, es gebe eine Website mit unterschiedlichen Seiten, von denen einige thematisch klar ausgerichtet seien und zum Beispiel jeweils eine bestimmte Sorte von Gemüse enthielten. Und es gebe eine weitere, umfangreiche Seite, auf der verschiedene Gemüsesorten beschrieben werden. Früher sei es für Google schwierig zu unterscheiden gewesen, welches Ergebnis für eine Suchanfrage angezeigt werden soll, die sich zum Beispiel auf eine Gemüsesorte bezieht, welche sowohl eine eigene Unterseite besitzt als auch auf einer größeren und umfassendere Seite beschrieben sei. Früher habe für solche Suchanfragen die Seite den Vorzug erhalten, die auf die jeweilige Gemüseart spezialisiert sei.
Jetzt könne es einen Wettbewerb zwischen den Passagen auf den jeweiligen Seiten geben. Die Passage, welche relevanter für eine Suchanfrage sei, erhalte den Vorzug - auch dann, wenn sich die Passage auf einer Seite befindet, auf der es auch andere Themen gibt. Auf diese Weise werde Webseiten geholfen, auf denen es gute Inhalte gebe - auch dann, wenn diese Inhalte zwischen anderen Inhalten versteckt seien.
Kann man Passage Ranking abwählen?
Nein, denn das wäre laut Splitt so, als würde man sagen, ich möchte "nicht für diese fünf Abschnitte auf meiner Seite" ranken.
Werden Passagen als unterschiedliche Dokumente betrachtet?
Nein, Passagen werden laut Splitt als ein Dokument mit verschiedenen Annotationen betrachtet. Passagen können aber für das Ranking unterschiedlich bewertet werden. Das bedeutet, ein Dokument kann unterschiedliche Punktzahlen für unterschiedliche Suchanfragen erhalten, für die das Dokument als Suchergebnis in Frage kommt. Webseiten würden von Google als Sammlungen von Informationen betrachtet. Dazu gehören die Inhalte als kleinster Teil der Informationen. Es gehe aber nicht nur um HTML-Seiten mit einer Punktzahl, sondern es sei komplizierter.
Können Websites mit einer hohen Autorität von Passage Ranking profitieren?
Hier werden laut Splitt verschiedene Dinge miteinander vermischt. Auf der einen Seite gehe es um den Begriff der Autorität und auf der anderen Seite um die Struktur der Inhalte. Dabei gehe es um die Gewichtung verschiedener Rankingfaktoren, etwas, das Google nicht in der Öffentlichkeit austrage.
Können Websites mit einer schlechten Content-Struktur von Passage Ranking profitieren?
Laut Martin Splitt sei Passage Ranking zwar für Publisher gedacht, deren Seiten nicht sauber strukturiert seien. Sie sollten sich jedoch nicht drauf verlassen, dass Passage Ranking auch zu besseren Rankings führe.
Lohnt es sich, mehrere Long Tail-Themen in größeren Dokumenten zusammenzufassen?
Laut Splitt könne man das ausprobieren, allerdings sei nicht abzusehen, dass sich dies letztendlich auszahlen würde, denn es handele sich um ein automatisiertes System.
Die Intention von Passage Ranking sei es nicht, Publisher dazu zu ermutigen, ihre Inhalte umzuschreiben. Es gehe stattdessen darum, Websites zu Rankings zu verhelfen, denen dies bisher nicht vergönnt war.
Weitere Fragen
Neben den von Google beantworteten Fragen zum Passage Ranking gibt es weitere Fragen, die viele Webmaster und SEOs interessieren dürften, insbesondere, wann Google das Passage Ranking für weitere Länder und Sprachen ausrollen wird. Dazu gibt es bisher noch keine offiziellen Angaben.
John Müller von Google hat dazu erklärt, dass Rollouts des Passage Rankings für weitere Länder und Sprachen möglicherweise nicht angekündigt werden.
Fazit
Sicherlich wird es zum Thema Passage Ranking auch weiterhin viele Fragen geben. Die Erläuterungen von Martin Splitt tragen aber stark dazu bei, einige der wichtigsten Fragen zu beantworten und den Sinn sowie die Funktionsweise von Passage Ranking zu verstehen.
Titelbild: Google
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