Googles Reaktion kommt von höchster Stelle: CEO Eric Schmidt reagiert auf eine Imagekampagne vom vergangenen Wochenende, die sich vor allem gegen sein Unternehmen gerichtet hatte. Mit den Worten: "We built Google for users, not websites" erläutert Schmidt, warum sich Google nichts vorzuwerfen habe. Doch zunächst zum Hintergrund der Geschichte:
Es gibt eine Organisation mit dem Namen Open Internet Project. Zu den Zielen der Organisation zählt es, wettbewerbsrechtliche Bedenken, die das Verhalten von Google betreffen, zu behandeln und aufzugreifen. Das betrifft vor allem die Gleichberechtigung in der Suche für alle Webseiten. Konkret kritisieren die Mitglieder, dass Google seine Marktmacht ausnutze, um eigene Produkte und solche Anbieter zu bevorzugen, die für die Platzierung bezahlen (Beispiel Produktsuche). Dies wiederum benachteilige kleine Webseiten, die im Bieterwettstreit nicht mithalten können.
Zu den Mitgliedern des Open Internet Project zählen neben Axel Springer auch die Funke Medien Gruppe oder Hubert Burda Media, die auch Mitglieder in der VG Media sind. Die VG Media ist unter anderem im Zusammenhang mit dem Thema Leistungschutzrecht in Erscheinung getreten. Die beteiligten Verlage und Publisher wollen von Google und anderen News-Aggregatoren eine Umsatzbeteiligung dafür, dass Auszüge ihrer Inhalte genutzt werden - zum Beispiel in der News-Suche von Google.
Eric Schmidt erwidert auf den Vorwurf des Open Internet Projects, Google missbrauche seine Marktmacht, die folgenden Argumente:
- - Wer nach Nachrichten suche, der rufe seine bevorzugte Nachrichtenseite direkt auf. Zeitungen wie Bild, Le Monde oder die Financial Times erhielten den größten Teil ihres Traffics direkt - oder man suche seine Nachrichten von Twitter.
- - Reisen oder Flüge würden direkt auf populären Seiten wie Expedia gebucht.
- - Bewertungen für Restaurants oder lokale Dienstleistungen würden auf Seiten wie Yelp oder TripAdvisor gesucht.
- - Mobile Nutzer verwenden Apps, um die gewünschten Informationen zu erhalten.
In den Fällen, in denen Google Antworten auf Suchanfragen direkt auf seinen Seiten ausspiele, sei dies auch gerechtfertigt, denn das bedeute einen größeren Komfort, als wenn erst noch eine andere Webseite aufgerufen werden müsse. Google sei für die Nutzer da und nicht für Webseiten. Würde man dies in Frage stellen, lande man wieder bei Suchergebnisseiten mit zehn blauen Links. Dies habe auch schon EU-Kommissar Almunia festgestellt, indem er sagte, eine strikte Gleichbehandlung aller führe zur alten Google-Welt und würde EU-Nutzer der Innovationen berauben, die Google eingeführt habe. Das Unternehmen Axel Springer selbst habe schließlich verlauten lassen, es gebe viele Innovationen auf dem Suche-Markt. Und Innovationen sind ein typisches Zeichen für einen gesunden und wettbewerbsorientierten Markt, womit Schmidt seinen Beitrag beendet.
Wer ist im Recht?
Richtig ist, dass es gerade kleinere Anbieter in hart umkämpften Märkten schwer haben, sich auf guten Positionen der Suchergebnisseiten durchzusetzen. Dies alleine aus dem Grund, dass die Optimierung für Google viel Zeit und Geld erfordert, das sich die Kleinen einfach nicht leisten können. Es ist jedoch weltfremd, von Google eine Gleichbehandlung aller zu verlangen. Das würde letztendlich zu einer Offenlegung der Rankingkriterien führen. Dass sich Google hier nicht in die Karten schauen lassen möchte, ist klar.
Vielleicht kommt durch die Initiative zur Erstellung eines freien Web-Index ein wenig Bewegung in den Suche-Markt. Die Befürworter des Projekts wünschen sich den Aufbau eines staatlich finanzierten Web-Indexes, der als Grundlage für den Bau neuer Suchmaschinen verwendet werden kann. Das könnte für neue Innovationen und neue Wettbewerber sorgen.
Bild © B. Wylezich - Fotolia.com
Von Christian Kunz
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