Mit der Umstellung von "First Click Free" auf "Flexible Sampling" versucht Google, einen Kompomiss zwischen den Informationsbedürfnissen seiner Nutzer und den finanziellen Interessen der Verlage zu schließen. Kann das gelingen?
Die am Sonntag angekündigte Umstellung Googles weg von First Click Free auf das sogenannte Flexible Sampling stellt einen Einschnitt in der Politik des Suchmaschinenanbieters dar. Zukünftig müssen die Anbieter von bezahlpflichtigen Inhalten nicht mehr den jeweils ersten Beitrag, auf den ein Nutzer aus der Suche gelangt, vollständig anzeigen. Stattdessen haben die Verlage fortan die Wahl: Sie können entweder eine bestimmte Anzahl von Artikeln pro Zeitabschnitt für alle Leser vollständig zur Vefügung stellen, oder sie definieren einen bestimmten Anteil, der pro Artikel lesbar sein soll.
Google muss jedoch weiterhin alle Artikel komplett crawlen dürfen. Aufgrund dieser Ungleichbehandlung von Lesern und Googlebot ist auch die Rede von legalisiertem Cloaking. Die Verwendung dieses Begriffes würde jedoch zu weit gehen, denn Ziel des Cloakings ist es, Nutzer in die Irre zu führen. Statt beispielsweise wie gewünscht auf einer Seite über die Vorzüge vegetarischer Ernährung oder zu den aktuell angsagtesten Autoren der Belletristik landet man nach dem Klick auf das entsprechende Suchergebnis auf einem Angebot für Potenzpillen. Der Begriff des Cloakings in Bezug auf das Cralwen bezahlpflichtiger Inhalte ist damit nur aus technischer Sicht passend.
Chancen für die Verlage, für die Leser - und für Google
Googles neue Politik bietet für die Verlage einige Chancen. Sie haben jetzt die Möglichkeit, volle Präsenz in der Web- und in der News-Suche zu zeigen, ohne dass es gleichzeitig große Schlupflöcher gibt, ihre Bezahlschranke zu umgehen. Dabei können die Verlage selbst wählen, ob sie das "Metering" anwenden, also eine bestimmte Zahl von Artikeln pro Zeitabschnitt frei zur Verfügung stellen, oder ob sie per "Lead-in" nur einen bestimmten Anteil pro Artikel lesbar machen. Die Verlage haben damit größere Chancen, Abonnenten für ihre Inhalte zu gewinnen.
Die Leser profitieren von erweiterten Möglichkeiten zum Lesen ansonsten bezahlpflichtiger Inhalte. Zusätzlich steigt die Bandbreite der Suchergebnisse, weil auch bezahlpflichtige Inhalte gecrawlt werden können.
Google schließlich kann die Bandbreite seiner Suchergebnisse erweitern, weil auch die bezahlpflichtigen Inhalte komplett crawlbar sein werden.
Fazit
Es ist Zeit, einen Interessensausgleich zwischen den Bedürfnissen der Suchmaschinennutzer, der Verlage und der Suchmaschinen, also vor allem Google, zu schaffen. Klar ist, dass hochwertige Inhalte nicht ohne erheblichen Aufwand und entsprechende Kosten erstellt werden können. Durch Werbung alleine lässt sich das nicht finanzieren, weshalb ein Abonnement oder die Bezahlung pro Artikel eine sinnvolle Lösung darstellt.
Die Leser wollen jedoch nicht die Katze im Sack kaufen, weshalb es wichtig ist, dass sie vor dem Erwerb eines Beitrags oder dem Abschluss eines Abonnements eine repräsentative Kostprobe der bezahlpflichtigen Inhalte sehen können.
Im Interesse der Suchmaschinen liegt es, ein möglichst aktuelles und vollständiges Bild der Inhalte im Netz bereitstellen zu können. Das funktioniert nur, wenn auch Artikel gecrawlt und indexiert werden können, die sich hinter Bezahlschranken befinden.
All diese Interessen können durch Googles neues Modell abgedeckt werden. Ob es tatsächlich zum Erfolgsmodell wird, bleibt abzuwarten.
Von Christian Kunz
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