Mit dem Kauf von Yahoo durch das Medienunternehmen Verizon könnte ein neuer Wettbewerber auf dem Suchemarkt entstehen, den Google ernst nehmen muss. Durch das Hinzufügen von Yahoo zu Verizon / AOL wird ein Unternehmen mit einem enormen Marketingpotential entstehen. Entscheidend wird dabei jedoch sein, ob es gelingen wird, sich auf bestimmte Kernthemen zu konzentrieren.
Gestern wurde bestätigt, dass Verizon / AOL den Internetkonzern Yahoo für knapp fünf Milliarden US-Dollar erwerben wird. Durch die Akquisition erweitert sich das Portfolio des Käufers noch einmal deutlich. Eines der wichtigsten Produktfelder wird das Suchmaschinengeschäft sein, wo man sich der mächtigen Konkurrenz durch Google und - zumindest in den USA - auch durch Bing gegenüber sieht.
Chancen und Risiken zugleich
Ein entscheidender Faktor, der zum Erfolg oder Misserfolg von Verizon / AOL / Yahoo beitragen wird, ist die Frage, ob es dem Unternehmen gelingen wird, die Vielzahl an Marken und Produkten so zu platzieren, dass sich diese bestmöglich entfalten können und im besten Fall Synergien bilden, die einander zum Vorteil gereichen. Mit seinen jetzt mehr als 25 Marken steht der Konzern vor einer enormen strategischen Herausforderung.
Vergleicht man die Situation mit Google, so findet man auch dort eine große Anzahl verschiedener Produkte, Projekte und Marken. Bei Google gibt es jedoch mit der Suchmaschine (und der damit verbundenen Werbung) eine klare Nummer eins, der sich alles andere unterzuordnen hat. Durch diese Fokussierung und die Zurarbeit der meisten anderen Produkte zu diesem Produkt gelingt es Google, seine Marktposition zu verteidigen und sogar auszubauen.
Kooperationen als möglicher Weg zum Erfolg
Für Verizon wird es darum gehen, eine ähnliche Strategie zu verfolgen - zumindest dann, wenn man tatsächlich Google auf dem Suchmaschinenmarkt attackieren möchte. Mit Yahoo hat man sich die nötige Kompetenz ins Haus geholt. Dazu kommt eine große Zahl an Suchmaschinenkunden - vor allem in den USA, denn dort ist es Yahoo gelungen, seine Marktanteile beispielsweise durch einen Vertrag mit Mozilla Firefox deutlich auszubauen. Dazu kommen weitere Deals wie etwa mit Oracle.
Diese Kooperation weist auch einen möglichen Weg zum Erfolg: Die Vernetzung von Verizon und AOL könnte zum Abschluss weiterer, ähnlicher Verträge beitragen, die eine zusätzliche Verbreitung der Yahoo-Suche bewirken könnte.
Hinzuzurechnen wäre die AOL-Suche. Diese verwendet aktuell Suchergebnisse von Bing - wie übrigens auch Yahoo selbst. Eine der in nächster Zeit anstehenden Entscheidungen für Verizon wird sein, ob diese Kooperation fortgesetzt wird, oder ob man auf das eigene Suche-Knowhow von Yahoo zurückgreifen möchte. Vor allem im Bereich der mobilen Suche scheint Yahoo hier bereits sehr gut augfestellt zu sein.
Fazit
Die Chancen für das neue Unternehmen Verizon / AOL / Yahoo, eine bedeutende Rolle auf dem Suchmaschinenmarkt zu spielen, stehen also nicht schlecht - vor allem in den USA. Dabei wird es auf eine klare, strategische Planung ankommen, bei der die einzelnen Geschäftsbereiche einander zuarbeiten. In Europa dagegen dürfte es ungleich schwieriger werden, den Platzhirsch Google zu verdrängen. Das konnte man in jüngster Vergangenheit gut erkennen - sieht man einmal von Ausnahmen wie Russland (Yandex) oder Tschechien (Seznam) ab, hat es keiner der Google-Konkurrenten bisher geschafft, eine ernsthafte Bedrohung für den Marktführer zu werden.