Die Bounce-Rate wird noch immer von vielen SEOs als wichtige Nutzerkennzahl betrachtet. Eine hohe Bounce-Rate wird dabei oft als negatives Signal angesehen. So einfach ist es aber nicht. Wirklich übel sieht erst es aber erst dann aus, wenn eine Webseite das Opfer von sogenanntem Pogo Sticking wird.
Von einem Bounce (oder auch Absprung) ist immer dann die Rede, wenn Nutzer eine Webseite besuchen und diese nach dem ersten Seitenaufruf gleich wieder verlassen. Passiert so etwas öfter, dann steigt die Bounce-Rate. Eine unter SEOs noch immer weit verbreitete Auffassung ist, dass eine hohe Bounce-Rate als ein negatives Nutzersignal zu betrachten sei, denn das schnelle Verlassen einer Seite deute auf Qualitätsprobleme hin. Das wiederum könnte dann Google dazu veranlassen, die Seite im Ranking herabzustufen.
Allerdings gibt es viele Situationen, in denen ein solches Nutzerverhalten nicht automatisch auf unzufriedene Nutzer schließen lässt. Es kommt immer auf den Kontext und die Situation an. Wenn ein Besucher der Webseite sich zum Beispiel gezielt über ein bestimmtes Thema informieren möchte und die passenden Informationen direkt auf der Seite findet, so kann ein schnelles Verlassen der Seite durchaus auch ein Zeichen hoher Qualität sein.
Entscheidend beim Betrachten der Bounce Rate ist also nicht nur der einzelne Aufruf der Seite, sondern es müssen auch die Klicks des Nutzers davor und danach betrachtet werden.
Pogo Sticking deutet auf unzufriedene Besucher hin
Das wird an folgender Beispielsituation deutlich: Der Nutzer sucht auf Google nach günstigen Regenschirmen. Auf der Suchergebnisseite klickt er auf das erste Suchergebnis und landet in einem Shop, der zwar Regenschirme verkauft, die jedoch deutlich mehr kosten, als der Nutzer ausgeben möchte. Deshalb kehrt er zurück auf die Suchergebnisseite und klickt auf ein anderes Suchergebnis. Dort gibt es zwar Regenschirme in der gewünschten Preisklasse, doch kann man dort nur per Kreditkarte bezahlen. Der Nutzer möchte aber auf Rechnung bestellen. Erneut kehrt er zurück zu den Suchergebnissen und klickt schließlich auf ein letztes Ergebnis. Dort wird er fündig.
Was hier beschrieben wurden, nennt man "Pogo Sticking", also das Hin- und Herspringen zwischen Suchergebnisseite und Suchergebnissen. In diesem Vorgang gibt es eine Kombination von Signalen, die für Google tatsächlich interessant sind und Aufschlüsse über die Qualität bzw. die Relevanz der besuchten Seiten liefern können. Die ersten beiden Seiten wurden nur kurz besucht und gleich wieder in Richtung Suchergebnisseite verlassen (hohe Bounce-Rate verbunden mit der Auswahl anderer Suchergebnisse). Diese Folge von Klicks zeigt Google, dass die ersten beiden Seiten nicht den Wünschen des Nutzers entsprochen haben. Kommt so etwas häufiger vor, dann kann es passieren, dass Google diese Seiten nach unten stuft und dafür die dritte Seite aus dem Beispiel höher rankt.
Eine andere Ursache für das Pogo Sticking können unpassend formulierte Suchanfragen sein. Google macht deshalb seit kurzem Vorschläge für alternative Suchanfragen, wenn die Nutzer nach einem Klick schnell wieder auf die Suchergebnisseite zurückkehren.
Wie kann man Pogo Sticking erkennen?
Pogo Sticking muss folglich für Webseitenbetreiber als ein Alarmsignal betrachtet werden. Sollte dies öfter auftreten, kann das ein Zeichen dafür sein, dass die Nutzer eine Seite aus bestimmten Gründen ablehnen. Um Pogo Sticking erkennen zu können, bräuchte man eine Kombination verschiedener Daten:
- Die Suchanfragen, durch welche die Nutzer auf eine Seite gelangen
- Die jeweilige Verweildauer für Besuche mit bestimmten Suchanfragen
- Das Absprungziel, wenn die Nutzer die Seite wieder verlassen
Leider liefert Google Analytics inzwischen so gut wie keine Daten mehr zu den Suchanfragen. In der Google Search Console werden die Suchanfragen und Klicks zwar angezeigt, doch fehlt hier die Verbindung zu Besuchsdauer, Absprungrate etc. Auch das Absprungziel, das anschließend angesteuert wird, ist meistens unbekannt.
So bleibt als Lösung nur, sich den Traffic anzusehen, der über die organische Suche auf die Webseite kommt, und hier einen genauen Blick auf Verweildauer und Absprungrate zu werfen. Zudem kann die Klickrate (CTR) für bestimmte Suchbegriffe aus der Google Search Console wertvolle Einblicke liefern - vor allem, wenn man die CTR im Zeitverlauf betrachtet. Nimmt sie zu, kann das ein Zeichen für wachsendes Vertrauen sein. Nimmt sie ab, kann das ein Signal dafür sein, dass die Nutzer mit der Seite unzufrieden sind.
Fazit
Die Bounce-Rate für sich genommen sagt recht wenig über die Zufriedenheit der Nutzer mit einer Webseite aus. Pogo Sticking dagegen ist ein deutliches Indiz, dass eine Webseite für bestimmte Suchbegriffe nicht das liefert, was die Besucher erwarten. Leider gibt es keine einfache Möglichkeit, Pogo Sticking zu erfassen und zu messen. Durch die Kombination mehrerer Kennzahlen lassen sich jedoch zumindest Anzeichen dafür erkennen.